Was bedeutet der Tod von Zhao Ziyang?

rund_r1

„Er ist heute Morgen um 7 Uhr in Ruhe fortgegangen. Endlich frei. Danke allen für die Teilnahme und Glückwünsche!“ verkündete am 17. Januar 2005 Zhao Ziyangs Tochter. Diese Nachricht ging weltweit um und erinnerte zwangsläufig auch an das Massaker am 4. Juni 1989 in Peking.

Zhao Ziyang war niemand anders als derjenige Parteisekretär, der dieses Massaker verhindern wollte. Damals sprach er sich gegen einen Militäreinsatz aus, mit dem der greise Deng Xiaoping die Demokratiebewegung beenden wollte. Aus diesem Grund wurde Zhao zwei Wochen vor dem Massaker unter Hausarrest gestellt.

Zhaos letzter öffentlicher Auftritt war am 19. Mai 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens. „Ich bin schon alt, mir macht es nichts mehr aus. Ihr seid ja noch jung. Damit hat es noch Zeit!“ sagte er unter Tränen zu den Studenten, die in Hungerstreik getreten waren. Er wußte was auf die Demonstranten zukommt, aber die Studenten wußten es nicht. Erst nach dem Massaker verstand man seine Botschaft.

Zwischen der Gewalt und dem Gewissen, zwischen der Partei und der Bevölkerung mußte Zhao eine Entscheidung treffen. Zhao hatte bewiesen, daß er ein Gewissen hat, auch wenn er deswegen seine Macht und Freiheit verlor.

Nach dem Massaker wurde Zhao Ziyang von der KP der Spaltung der Partei und der Unterstützung der Demokratiebewegung beschuldigt  und aller seiner Parteiämter enthoben. Mehr als 15 Jahre lang mußte er unter Hausarrest leben. Sowohl  sein Name als auch das Massaker dürfen bis heute in der VR China nicht erwähnt werden.

2

Nach dem Massaker ließ sein Nachfolger die Marktwirtschaft, die Zhao eingeführt hatte, weiterhin zu, ohne aber die Freiheit zu gewähren, so wie Zhao sie gewährt und geplant hatte.

Die gewissenhaften Intellektuellen werden der Reihe nach aus dem Land vertrieben oder verhaftet. Die skrupellosen Kommunisten haben sich durch ihre Macht an der Privatisierung bereichert und fungieren mit ihren Verwandten als neue Kapitalisten, während 900 Millionen Chinesen arm geblieben sind oder sogar noch ärmer werden. Viele Bauern mußten als Blutspender Geld verdienen und wurden dabei vom Aidsvirus angesteckt. Aidsdörfer mit etwa 1 Million Bewohnern existieren heute sowie 6 Millionen Prostituierte. Aber all diese Informationen, welche die Realität aufzeigen, versucht das Regime zu verheimlichen. Die Menschen, die nicht lügen wollen, werden verfolgt.  Auf diesem Hintergrund ist auch die Falun Gong Verfolgung seit 1999 zu verstehen, denn die etwa 70 Millionen Falun-Gong Praktizierenden richten sich nach dem Prinzip „wahrhaftig, barmherzig und duldsam“.

Die Reaktion auf Zhaos Tod zeigt deutlich, wie groß die Konflikte zwischen dem Regime und der Bevölkerung geworden  sind. In den nicht vom Regime kontrollierten chinesischen Medien erscheinen immer mehr Gedichte und Aufsätze über Zhao, während das Regime Zhaos Tod mit nur wenigen Zeilen vermeldete und erst 12 Tage nach seinem Tode die Einäscherung ermöglichte. In China wurden eine Reihe von Menschen verhaftet, weil sie ihre Trauer kundtun wollten. Aber trotz der Überwachung haben einige tausend Leute Kondolenzbesuche in seinem Haus gemacht. In Hongkong haben über zehntausend Menschen an einer Trauerfeier teilgenommen. Im Ausland fanden viele Trauerbekundungen statt, auch in Bonn hat es vor dem chinesischen Konsulat eine Kundgebung gegeben. Weitere Aktivitäten werden  unter dem Motto „Trauer um Zhao Ziyang, Abschied von der KP“ organisiert.

Denn Zhao Ziyang war der erste und bisher letzte Reformer in der kommunistischen Partei Chinas. Als Gouverneur in der Provinz Sichuan hatte er begonnen, die Zwangskollektive aufzulösen und verbesserte damit die Produktion in der Landwirtschaft. In seiner Regierungszeit ließ er eine Freiheit zu, die in der Volksrepublik China einmalig war.

Zhaos Tod führt noch einmal die Tyrannei der KPC vor die Weltöffentlichkeit und trägt auch dazu bei, daß die Chinesen die Unmenschlichkeit der KPC erkennt wie durch die 9 Kommentare über die KPC, die  Ende 2004 in der oppositionellen Zeitung Dajiyuan (siehe www.dieneueepoche.com) veröffentlicht wurde. Die 9 Kommentare veranlassen die Chinesen dazu, im Internet ihren Austritt aus der Partei öffentlich kundzutun. Täglich steigt die Zahl. Am 23. April konnten die Exilchinesen weltweit feiern, daß innerhalb von vier Monaten bereits über 1 Million Chinesen sich öffentlich von der KPC verabschiedet haben. Die chinesische Berliner Mauer wird also bald zusammenbrechen!

24.April 2005  Köln