Hinter dem roten Schleier um die Olympischen Spiele 2008 in Peking

rund_rDas IOC (Internationales Olympisches Komitee) hat die Olympischen Spiele 2008 in Peking vorgesehen.

Der Deutsche Olympische Sportbund hat dafür den Reiseveranstalter Der Tour als Generalagent beauftragt. Der Spezialkatalog zu den Olympischen Spielen 2008 von Der Tour enthält auch einen Abschnitt „Wissenswertes über China“, aber Der Tour hat weder auf das totalitäre bzw. kommunistische System und dessen Menschenrechtsverletzungen wie z.B. die schwarze Liste für die Olympischen Spiele (hier nachzulesen) noch auf die enorme Umweltverschmutzung einschließlich Nahrungsmittel-Verunreinigung hingewiesen, geschweige denn auf die nationalen und internationalen Proteste und Boykottaufrufe.

Leider verursachen die Produkte made in China – insbesondere Nahrungsmittel- weltweit Todesopfer, Verletzungen und Vergiftungen. Fast die Hälfte (48 Prozent) der gesundheitsgefährdenden Produkte, die der EU-Kommission im Jahr 2006 gemeldet wurden, stammte aus China.

Anfang Juli,  nachdem eine Reportage von dem jungen Journalisten Zi Beijia  über eine Lebensmittel-Fabrik in Peking, die aus Karton Füllung für Maultaschen produzierte,  bei TV Peking gesendet wurde, äußerte ein japanischer Abgeordneter seine Sorge um die Sportler, die an den Olympischen Spielen teilnehmen werden. Seine Äußerung und andere Reaktionen auf die Reportage führten schließlich zu der Behauptung der kommunistischen Nachrichtenagentur, dass die Reportage verfälscht sei. Der Journalist Zi Beijia und der Sender werden bestraft…

Der Schriftsteller Zhou Qing in Peking, dessen Reportage über die Missstände der Nahrungsmittel in der VR China für den Lettre-Ulysses-Award 2006 in Berlin nominiert wurde, hat in seinem Interview für Radio Free Asia gesagt, dass diese politische Lösung die lebensgefährliche Nahrungsmittelproduktion in der VR China noch fördern würde und es gäbe noch wenige Journalisten, die nicht lügen…
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Ich habe nicht den Mut wie Zhou Qing, der fast drei Jahre lang im Gefängnis erniedrigt wurde, weil er wie ich gegen das Pekinger Massaker 1989 war, aber ich bin mutig genug, um von Deutschland aus die Welt über die katastrophale Lage in China zu informieren.

Als ich im Jahr 1996 nach meiner Promotion zum ersten Mal heimkehren wollte, hätte ich an der Peking Universität arbeiten können, aber nicht nur wegen der Unterdrückung, sondern auch wegen der Umweltverschmutzung konnte ich es nur einige Tage in Peking aushalten. Seitdem lebe ich als Exildichterin in Köln.

Erst in Deutschland habe ich mich mit der chinesischen Kultur (Konfuzianismus, Buddhismus und Taoismus) beschäftigen können, die das Regime früher zerstörte, diffamierte und unterdrückte, jetzt aber missbraucht. Auf dieser kulturellen Ebene habe ich dem Regime Widerstand geleistet. Deutsche Lyrik habe ich aus chinesischer Quelle geschöpft und im Austausch mit der deutschen Gegenwartskunst präsentiert.

Wegen des Chinabildes in den deutschen Medien habe ich Ende 2001 noch einmal versucht, in die Heimat zurückzukehren. Und ich bin froh, daß ich China rechtzeitig wieder verlassen habe. Denn danach wurden allein in meinem Freundeskreis 6 selbstständige Schriftsteller (Huang Jinqiu, Zhang Lin, Yang Tianshui, Zheng Yichun, Zhang Jianhong, Guo Feixiong) verhaftet, die seitdem gefoltert werden und Zwangsarbeit verrichten müssen.

Angesichts der Tatsache, dass das kommunistische Regime alles tut, um die Wahrheit zu vertuschen, damit man in Deutschland ebenso wie in China die authentische Lage nicht durchschaut, fühle ich mich verpflichtet, dem Regime auch auf der sozial-politischen Ebene Widerstand zu leisten.

Durch das Internet bin ich mit Chinesen auf der ganzen Welt verbunden, um die kommunistische Nachrichtensperre zu durchbrechen und deren Lügen und Verbrechen aufzudecken. Ich habe auch mein Bestes getan, um die deutschen Politiker, die Institutionen usw. vor der kommunistischen Gefahr in China zu warnen.

Bevor ich Ende 1988 nach Deutschland zum Studium kam, habe ich als Reiseführerin anderthalb Jahre lang (Sommer 1987- Winter 1988) die deutschen Reisegruppen in China und durch China geführt. Das Pekinger Massaker im Jahr 1989 hat in mir die Schriftstellerin hervorgebracht. So weiß ich, mit welchen Schwierigkeiten man als deutscher Tourist in dem heutigen China konfrontiert wird, wenn es um die Olympischen Spiele 2008 geht. Seit Mai dieses Jahres habe ich mich auch intensiv mit dem Thema Olympische Spiele 2008 beschäftigt.

Dabei sind mir die deutschen Architekten, die in China für die Olympischen Spiele bauen, aufgefallen. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass sie noch Freude daran haben würden, in China zu bauen, wenn sie wüssten, was für eine Rolle sie für das Regime spielen und dass die Zwangsumsiedlungen für die Propagandabauprojekte,  die sie im Auftrag des Regimes durchführen, häufig Todesopfer gefordert haben.

Das folgende Gedicht entstand, nachdem ich erfuhr, dass  ein 36-jähriger deutscher Architekt den neuen Propagandabau in doppeltem Sinn für den kommunistischen Fernsehsender CCTV (Chinese Central Television) anlässlich der Olympiade baut. Angeblich muss er dafür so viel arbeiten, dass er nur drei Stunden am Tag schlafen kann. Und ich habe meinen 36sten Geburtstag in Genf verbracht, um dort vor der UNO gegen die Menschenrechtsverletzungen in China zu demonstrieren, damit ich gut schlafen kann.

Selbstbildnis

  • Den Fremden in meiner Heimat

Als Autor stehe ich
nicht auf der Bestsellerliste
sondern auf einer schwarzen Liste

Von Gewissen
werde ich getrieben
Das Geld
ist meine Bremse

Wie ein Auto
möchte ich Informationen
transportieren

Weil ich denke
dass Gewissen
auf Wissen basiert

Köln, Sommer 2007