Vom Orwellschen Schwein zur Weltbürgerin

Meine Mutter (1934-2008) und mein Vater (1929-2008) waren 15 beziehungsweise 16 Jahre alt, als die Kommunisten ihre Heimat eroberten. Mein Vater wurde vom roten Strom mitgerissen und zog im bewaffneten Kampf für die Kommunisten vom Norden bis zum Südwesten nach Sichuan (Partnerprovinz von NRW seit 1988), wo er die Armee wegen einer Kriegsverletzung verließ und später meine Mutter traf. Nach einer harmonischen Ehe von 53 Jahren in der “Farm der Tiere” à la Georg Orwell starben beide 2008 innerhalb von vier Monaten.  Sie gehörten zu den Mitläufern, die chinesisch, also traditionell, geprägt, aber rot (kommunistisch) gefärbt waren, sodass ich sie 2006 dazu bewegen konnte, sich anonym an der Austrittswelle aus der KP zu beteiligen, die seit 2004 begann. Am 22. Oktober 2014 betrug die Anzahl der an der Austrittswelle beteiligten Chinesen 181,048,594. Diese Friedliche Revolution findet weitestgehend seit 2004 stillschweigend statt. Die westlichen Medien halten sie wohl für nicht erwähnenswert. Deshalb weise ich bei jeder Gelegenheit darauf hin.

 

1.  22 Jahre in der “Farm der Tiere” (1966-1988)

Als ihre einzige Tochter neben vier Söhnen bin ich im Jahr 1966 in Osttibet geboren. Meine Eltern wurden 1955 vom KP-Regime zur Verwaltung dorthin geschickt, auch wenn sie keine Tibeter waren und Kangding (Dardo) die Hauptstadt eines sogenannten tibetischen autonomen Bezirks ist. Als ich zwei Jahre alt war, wurde ich bei Tante Vier in Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, abgegeben, damit ich dort unter besseren Lebensbedingungen aufwachsen konnte, auch liegt Kangding auf dem tibetischen Hochplateau und etwa 360 Kilometer südwestlich von Chengdu (Partnerstadt von Bonn seit 2000).

Der Ehemann von Tante Vier gehörte zur Führungsschicht der Republik China, und wurde von den Kommunisten, wie Millionen von chinesischen Eigentümern, als  »Konterrevolutionär« hingerichtet, aber das konnte ich Tante Vier nicht anmerken. Ich hing so sehr an ihr, dass ich mich nicht von ihr trennen wollte, als meine Eltern mich abholen ließen. Sie durften Kangding nach 19 Jahren verlassen und wieder in die Stadt umziehen, in der sie sich kennengelernt und geheiratet hatten. Ich bin ihr viertes Kind. In meiner Familie wurde ich bevorzugt, aus welchem Grund auch immer, das weibliche Geschlecht war jedenfalls kein Nachteil für mich. Insgesamt neun Jahre habe ich mit meinen Eltern gelebt, bis ich 1983 dem Wunsch meiner Mutter entsprechend die Aufnahmeprüfung zum Deutschstudium in Chongqing (Partnerstadt von Düsseldorf seit 2004), bestand. Dort lernte ich mit 18 die erste deutsche Freundin kennen. Durch sie und andere Westdeutsche lernte ich ein Deutschland kennen, das mich anzog, wie das Lied “Loreley”.

»Ich bereite mich darauf vor, nach meinem Deutschstudium in der BRD Betriebswirtschaft zu studieren« hieß es in meinem preisgekrönten Aufsatz bei einem Wettbewerb des Goethe-Instituts, des DAAD und der Fremdsprachen Hochschule Shanghai aus dem Jahr 1986. Als zwanzigjährige Studentin beschränkte sich mein Wissen nur auf die Oberfläche. Ich hatte von der DDR keine Ahnung und wußte von der BRD so wenig wie von Rotchina, sodass ich jetzt über den Aufsatz unter dem Titel »Wie ich mir Deutschland vorstelle« nur lachen kann. Was mich damals in Rotchina gestört hatte, waren lediglich die Mücken! Was mich nach Deutschland getrieben hatte, war meine Wissbegier. Vor dem Pekinger Massaker hatte ich mir kaum Gedanken über die Kommunistische Partei Chinas gemacht. Die Kommunistische Partei hatte mich nicht interessiert, sodass ich mich beispielsweise weigerte, eine Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei zu erwerben. Weder konnte ich von ihren Verbrechen erfahren, noch hatte ich gemerkt, dass das Leben in Rotchina unfrei war, denn ich erlaubte mir alles, was mir in den Sinn kam. Rückblickend kann ich sagen, dass ich durch die systematische Desinformation bzw. die Gehirnwäsche die Verlogenheit der KP Chinas nicht erkennen konnte, so dass ich mich unbedarft entwickeln konnte und auch das Glück hatte, Rotchina ohne Traumata und Isolationsschaden verlassen zu können.

Am 16. Dezember 1988 flog ich mit einem DDR-Flugzeug von Peking nach Ostberlin, um an der Universität Düsseldorf zu studieren. Einen Studienplatz bekam ich mit Hilfe der Familie Rogmann, die ich im Sommer 1986 als Deutschstudentin bzw. Praktikantin bei einer Schifffahrt durch die sagenhaften Drei Schluchten auf dem Yangtse kennengelernt hatte. Diese weltberühmte Landschaft ist mittlerweile von einem großwahnsinnigen Staudamm zerstört worden.

 

2. Die ersten 13 Lehrjahre im Westen (1988-2001)

Das Massaker in Peking, das sich am 4. Juni 1989 ereignete, stellte nicht nur einen Wendepunkt in meinem Leben, sondern auch den Anfang meiner Veröffentlichungen in Deutschland dar.  Darunter das “Lebenslied”, http://konfuziusinstituteundliuxiaobo.wordpress.com/2012/09/25/das-lebenslied-von-xu-pei/

was auch als meine Grundsatzerklärung zum Schreiben gilt. Vor dem Massaker schrieb ich gerne, zur Erinnerung, zur Erkenntnis und zum Austausch. Durch das Massaker fing ich auch an, aus Protest zu schreiben. Mittlerweile schreibe ich zum Wiederstand, zur Aufklärung und zur Warnung.

Ich zähle mich zur Mauergeneration mit chinesischer Prägung.  Das KP-Regime hat die chinesische Sprache sinnentleert und formentstellt. Ich schreibe gerne auf Deutsch, weil ich nur den Neusprech à la George Orwell in Rotchina gelernt habe.

In Deutschland studierte ich bis zum Jahr 1996  an der philosophischen Fakultät der Heinrich Heine Universität Düsseldorf, wo ich auch Wolf Biermann  kennenlernte. Gleichzeitig lernte ich durch die Exilchinesen bzw. ihre Werke die chinesische Geschichte und die kommunistischen Verbrechen kennen. Ich habe mich auch intensiv mit dem Feminismus beschäftigt und untersucht, wie sich das Frauenbild seit der Französischen Revolution in West und Ost verändert hat. Meine Suche nach dem Sinn des Lebens kreiste zuerst um die Frage nach der Frauenrolle in der Geschichte. Meine Erkenntnisse in der Auseinandersetzung mit den deutschen Persönlichkeiten, insbesondere Heinrich Heine, habe ich in einer Dissertation unter dem Titel »Frauenbilder der Romantik« veröffentlicht. Drei Jahre zuvor ist mein erster Gedichtband »Täglich reitet der Herzog aus« erschienen, in dem ich einen Gegenpol zu Heines Sicht des Geschlechterverhältnisses darstelle. Auch wenn ich erkannt hatte, dass das »Gespenst des Kommunismus« aus Europa kommt und  Milliarden Menschen weltweit verschlungen hat und als ein roter Drache noch weitere Menschen verschlingt, wollte ich nach meiner Promotion in die Heimat zurückkehren.  Leider stellte ich im Jahr 1996 an der Peking-Universität fest, dass die Arbeitsbedingungen für mich nicht akzeptabel waren. Darauf hin folgte ich einem Angebot der Galerie Michael Werner nach Köln (Partnerstadt von Peking seit 1987). Mit der Bürgschaft der Galerie und einigen Bescheinigungen unter anderem vom Kulturamt Düsseldorf liess sich mein Studentenvisum in eine Aufenthaltserlaubnis für Schriftsteller umändern.

Während ich der Galerie als Mädchen für alles diente, fing ich an, einen Roman zu schreiben, mit dem ich meine Erfahrung in Rotchina und meine Erkenntnis vermitteln wollte. Nach wie vor werde ich mit der Rezeption der chinesischen Kultur, dem Chinabild und der Propaganda der kommunistischen Machthaber konfrontiert. Ich wollte mit dem Roman mein Verständnis von der chinesischen Kultur und mein Chinabild zum Ausdruck bringen. Die spirituelle Wurzel der chinesischen Kultur, die mit einer unsichtbaren Welt verbunden ist, wollte ich auch auf eine poetische Art verdeutlichen. Als Vorbild diente mir mein Lieblingsbuch »Hong(rot) Lou(Gebäude) Meng(Traum)« oder »Shi Tou(Stein) Ji (Inschrift)«, was von den deutschen Sinologen als »Der Traum der Roten Kammer« oder »Die Geschichte vom Stein« übersetzt wurde. Dieses Buch ist auch eine Prophezeiung, wie die von Nostradamus. Über den »Traum im roten Gebäude« gibt es  in China seit seiner Veröffentlichung um etwa 1754  wegen seines geistigen Reichtums eine einzigartige Forschung. In den 1980er Jahren wurde der »Traum im roten Gebäude« in Rotchina als Fernsehserie verfilmt. Auf diese Art und Weise wurde der »Traum im roten Gebäude«  weltweit bekannt gemacht, auch wenn jeder nur so viel davon versteht, wie ihm seine geistige Ebene ermöglicht.  Diese Fernsehserie wurde zu Beginn meines Studiums in Deutschland mit Untertiteln und einem deutschen Kommentator gesendet. Ich habe diese Serie verfolgt und lernte die Sichtweise des deutschen Kommentars kennen, die  den »Traum im roten Gebäude« nicht als Prophezeiung verstanden hat.  Ich möchte gerne mein Verständnis der Prophezeiung durch den Roman darlegen, zumal mir einleuchtete, warum der  »Traum im roten Gebäude« auch die »Inschrift eines Steins« heißt, als 2002 ein Naturstein in China entdeckt wurde, auf dem wunderbarerweise sechs chinesischen Schriftzeichen verkünden, dass die Kommunistische Partei Chinas zusammenbrechen wird.

»Der weite Weg des Mädchens Hong« sollte einerseits den »Traum im roten Gebäude« deuten, andererseits die Lebensumstände in Rotchina schildern. Der Roman besteht aus sechs Briefen und einer Geschichte. Die sechs Briefe bilden eine Rahmengeschichte. Die Briefeschreiberin, die sich als eine ehemalige Pipa-Solistin bei der Roten Armee zu erkennen gibt, schreibt aus Liebe und Dankbarkeit eine chinesische Geschichte, um ihren deutschen Mann mit einer ihm fremden Welt bekannt zu machen. Die Rahmengeschichte spielt sich vor dem letzten Millennium im Westen ab. Die Binnengeschichte findet von den 1940er bis zu den 1980er Jahren in Rotchina statt.  Die Motive und Figuren in der Geschichte haben alle einen realen Bezug. Ein roter Faden ist das Fußmotiv. Genügsam heißt auf Chinesisch Zhi Zu, was wortwörtlich “kennen Füße” bedeutet. Die sinnliche und übersinnliche Ebene der Füße soll vermittelt werden, zumal die Lotosfüße Generationen von Frauen beeinflusst und Männerphantasien erregt haben. Ohne das Leiden an den Füßen wäre der Oma der Pipa-Solistin kein Himmelsauge aufgegangen, mit dessen Hilfe sie ihrer Enkelin eine unsichtbare Welt zeigte.

Während der Niederschrift meines Erkenntnisweges entstanden viele Gedichte, die in vier Gedichtbänden veröffentlicht worden sind. Aus dem Fuß-Motiv wurde mein zweiter Lyrikband »Lotosfüße«, in dem alle Gedichte mit Füßen zu tun haben. Wenn »Lotosfüße« meine Erkenntnis von der daoistischen heiligen Schrift »Dao De Jing« zum Ausdruck bringt, dann zeigt der dritte Gedichtband »Affenkönig« die buddhistische Weltsicht bzw. die Reinkarnation. Der vierte Gedichtband »Schneefrau« und der fünfte Gedichtband »Himmelsauge« stellen eine weitere Stufe meiner Erkenntnis der chinesischen Kultur dar, die durch die Falun Gong Bewegung wieder auflebt. Die Binnengeschichte scheint eine Kindheits- und Jugenderinnerung aus Rotchina zu sein. Mit der Rahmengeschichte wollte ich nicht nur den Lesern Hinweise geben, sondern auch in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort die gleiche Thematik, die in der Binnengeschichte gezeigt wird, konzentriert und verbindend fortführen.

Bedingt durch die Rahmenbedingungen des Romans habe  ich mich sowohl mit der Systemkritik als auch mit meiner Dankbarkeit ein wenig zurückgehalten. Erst in Deutschland bekam ich die Gelegenheit, mich mit der westlichen Geistesgeschichte und den drei Religionen in Asien, die im Westen als »Drei Lehren« (Konfuzianismus, Buddhismus und Daoismus) bekannt sind, zu beschäftigen. Genau wie von den östlichen Religionen habe ich auch von den westlichen Religionen gelernt.  Ohne meine Kenntnisse vom Christentum hätte ich den Kommunismus nicht als den roten Drachen in der Bibel identifiziert. Aber als Chinesin in Deutschland betrachte ich es nicht als meine Aufgabe, das Weltgericht, das nicht nur Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle, sondern auch der Dreikönigenschrein im Kölner Dom, sowie der Maler Stefan Lochner (gestorben 1451) verkündet, zu vermitteln, auch wenn das chinesische Dichterverständnis mit dem Begriff »Dichterprediger« aus der Romantik identisch ist.

 

3. Seit meinem zweiten Heimkehrversuch 2002 im Internet

Ende 2001 habe ich einen zweiten und letzten Versuch unternommen, als Dozentin in China zu arbeiten. Zwei Monate reichten für mich aus, um zu erkennen, dass sich das linkstotalitäre Regime zu einem rechtstotalitären Regime entwickelt hat. Anfang 2002 kehrte ich über Hongkong nach Köln zurück und begann, das Internet zu benutzen, um auf Chinesisch der Desinformation der KP Chinas entgegenzuwirken und die Falun Gong Bewegung zu verteidigen, deren Prinzipien “Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Duldsamkeit” mit unserer Familiendisziplin “Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Schönheit” übereinstimmen.

Dank des Internets lerne ich chinesische KP-Gegner weltweit kennen, und unterstütze aufrichtige Bürgerrechtler im Festland, auch in Hongkong.  Schon am 21. Dezember 2002 fuhr ich nach Frankfurt, um die Solidaritätskundgebung “Keine Willkür in Hongkong Stoppt Artikel 23″ zu unterstützen. http://s1.djyimg.com/i3/2002-12-23-628-frankfurt-5f05.jpg

2005 nahm ich an der Tagung “Störfaktor Literatur” in Jena teil. So fing ich an, auch im deutschsprachigen Raum als “Störenfried” zu wirken.

Zu meinem vierzigsten Geburtstag 2006 habe ich mit einem Hungerstreik und einem offenen Brief auf Deutsch den christlichen Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng in Peking gegen das KP-Regime unterstützt. http://konfuziusinstituteundliuxiaobo.wordpress.com/2014/01/08/offener-brief-von-xu-pei-im-marz-2006/

Gleichzeitig begann ich, den systematischen Organraub in Rotchina auf Deutsch publik zu machen.

2008 unterstützte ich den Boykott der Olympischen Spiele in Peking und die Kritiker der Deutschen Welle, die von KP-Handlangern unterwandert ist.  Seitdem diene ich den Kritikern der Deutschen Welle widerwillig als Beschwerdestelle.

2009 konnte ich die Gesellschaft für Bedrohte Völker dafür gewinnen, einen Stand auf der Frankfurter Buchmesse zu mieten, um dem unehrenhaften Rotchina als Ehrengastland entgegenzuwirken.

Da ich aufrichtige und gütige Intellektuelle wie Sacharow, Lew Kopelew und Heinrich Böll gelesen habe, muss ich die Kritik an den drei Preisträgern aus Rotchina unterstützen, weil diese weder ehrlich noch gütig sind, aber die gleichen Preise bekommen haben.

Der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo hat nicht nur  im Fernsehen der KP Chinas das Tiananmen-Massaker verleugnet, sondern auch seitdem die aufrichtigen KP-Gegner konterkariert. Er und der Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels Liao Yiwu haben Konfuzius angeschwärzt, der die Grundwerte “Güte, Aufrichtigkeit, Anstand, Gelehrsamkeit und Ehrlichkeit” vorlebte und deswegen bis heute verehrt wird, weswegen das KP-Regime seit 2004 im Namen des Konfuzius Auslandspropaganda-Zentren weltweit betreibt.

Eine Kostprobe aus Luis Autobiographie „Monolog eines Überlebenden der Endzeit“ (1992 ) lautet:

“Ich verachte Menschenmassen, betrachte die Gesellschaft als Mob, verehre die persönliche Kreativität des Genies, mein Lebensziel ist zu sehen, ob ein einsames Genie mit Kreativität stärker ist als das gemeine Volk”. Das Nobelkomitee hat den Lebenstraum dieses verlogenen Egomanen erfüllt.

Der Friedensnobelpreis für Liu Xiaobo hat Peking nicht erfreut, weil er kein KP-Mitglied war und trotzdem an der Macht teilhaben wollte, aber den Literaturnobelpreis für Mo Yan feierte die KP als Erfolg ihrer Charmeoffensive. Mo Yan gehörte zu den Selbstkastraten, die beispielsweise als Hommage an den Massenmörder Mao Zedong dessen 70 Jahre alte Ideologierede mit der Hand abschrieben, obwohl Mao mit dieser Rede von 1942 an alle Kunst und Kultur unter die furchtbare Fuchtel der Kommunisten zwang.

In einem Fernseh-Interview vom 24. Mai 2010  sagte Mo Yan, “Im täglichen Leben kann ich ein Unterwürfiger,  ein Feigling, eine bedauernswerte Kreatur sein, doch wenn ich Romane schreibe, dann habe ich den Mut eines Diebes, der es mit dem Himmel aufnimmt, dann bin ich von Sex besessen und von monströser Frechheit.” Damit gab er selbst zu, dass er für seine Feigheit im Schreiben eine Kompensation sucht. Aber so ein widerwärtiger Opportunist durfte 2009 als Vorzeige-Autor des KP-Regimes eine Eröffnungsrede auf der Frankfurter Buchmesse halten und Bayern besuchen, das seit 1987 eine enge Partnerschaft mit Shandong, der Heimatprovinz Mo Yans pflegt. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste hatte während der SED-Diktatur  den verfolgten Autor Rainer Kunze 1974 zum korrespondierenden Mitglied gewählt,  aber 35 Jahre später nahm diese Akademie einen verlogenen Systemträger das KP-Regimes  als korrespondierendes Mitglied auf, obwohl das KP-Regime noch mehr Autoren umgebracht und verfolgt hat. Insgesamt hat die KP Chinas mindestens 80 Millionen Todesopfer gefordert. Der systematische Mord dauert noch an.

Mit Hilfe eines deutschen Sinologen habe ich auch als Kostprobe die schurkenhafte Offenbarung von Liao Yiwu ins Deutsche übersetzt, damit man nicht nur die bereinigte Übersetzung von ihm kennt.  Mit einem Internet-Beitrag mit der Überschrift “Rattengift in den Suppentopf der Gewinner einzuwerfen”  beschimpfte Liao 2004 einen der großen KP-Gegner, nachdem dieser nach Australien reisen und dort Asyl beantragen konnte.  Liao konnte 2011 nach Deutschland fliehen. Liao beendete seinen Beitrag mit den Worten, “Ich lasse mich von niemandem daran hindern, ja bestehe darauf,  Rattengift in den Suppentopf der Gewinner einzuwerfen. Ich will ihnen  unbedingt die Suppe verderben, denn ich kann nicht ausreisen. Als über Vierzigjähriger habe ich noch nie den Geschmack der Freiheit genossen. Das hat mich krank gemacht. Genosse Liu Xiao-bo sagte mal über mich, ‘Der von den Hunden gefickte alte Liao interviewt tagtäglich leidvolle Menschen, schreibt leidvolle Texte, verdient auf so elende Weise sein Geld, wie könnte es sein, dass all dies seine Psyche nicht pervertiert?’ Meine Antwort darauf war, ‘Dein Vater (Mit dieser Selbstbezeichnung nimmt Liao die Position von Lius Vaters ein.) betreibt keine Politik. Selbst wenn seine Psyche pervertiert worden wäre, würde er Land und  Volk kein Unheil bringen können”.  So weit die Beispiele für meine Bürgerinitiative, mit der ich als Exilchinesin die universellen Grundwerte von Deutschland aus verteidige.

Was ich auch schreibe, übersetze und tue, das Einzige, was ich will, ist den Mitbürgern dabei zu helfen, den roten Drachen aus dem Westen vom chinesischen Drachen zu unterscheiden, der eine himmlische Macht verkörpern sollte, damit sie nicht in die Krallen der Kommunistischen Parteien Chinas fallen.

Gehalten in Erfurt, den 23. Oktober 2014

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