Xi Jinping als neuer Führer der VR China – Auf dem Weg zum Rechtsstaat?

Dank Professor Heydemann bin ich im Januar auf die genannte Fragestellung gekommen. Nach dem Mord an Boris Nemzow wurde im ARD über„Putins Russland – auf dem Weg zur Diktatur?“ diskutiert. Xi sagte bei seinem ersten Staatsbesuch im März 2013 zu Putin, „Ich hab das Gefühl, dass mein Charakter Ihrem sehr ähnlich ist“.  Ja, Xi  hat auch einen „Jura-Doktortitel“ , wie Putin. Die Doktorarbeiten der beiden wurden aber als Plagiat erkannt. 11 Mal haben sich die beiden binnen zwei Jahre getroffen. Dennoch gibt es einen Wesensunterschied zwischen den beiden: Xi ist der siebte Parteisekretär und Vorsitzende des Sowjetstaates des stalinistischen Massenmörders Mao Zedong (1893-1976), während Putin der erste Nachfolger eines Nachfolgerstaates der Sowjetunion von Jelzin ist.  Allein zwischen Januar 2013 und Juni 2014 emigrierten etwa 1.5 Millionen Festlandschinesen illegal nach Russland, warum wohl?

Xi nahm an der Eröffnung der Olympischen Spiele in Sotschi teil, was in der VR China noch nie vorkam und vereinbarte mit Putin, anlässlich des 70sten Jahrestags des Ende des Zweiten Weltkrieges gemeinsam zu feiern, aber wie? Xi und seine Frau leisteten mit einer Ehrengarde Putin bei der größten Militärparade in Moskau Gesellschaft. Dazu ein von chinesischer Community beliebter Kommentar auf Twitter:„Absurd, zuzusehen ein Haufen faschistischer Staaten versammelt sich und feiert den siebzigsten Jahrestag des Sieges über die Faschisten“! Auf dem Nachbau des Roten Platzes, also auf dem Tiananmen-Platz in Peking wird Putin als das erste ausländische Oberhaupt zu einer Propagandaschau à la Moskau im September erscheinen. Außerdem wirbt Xi persönlich um die Olympischen Winterspiele 2022. Während der russische Schachweltmeister Kasparow Putin mit Hitler verglich, hielt die gerade zum dritten Mal in Peking zur Haft verurteilten Journalistin Gao Yu die heutige VR China für eine Mischung aus stalinistischer Sowjetunion und dem Nazideutschland..

Um all das zu beleuchten, möchte ich zuerst das Fundament der VR China darstellen, dann Xi im Zusammenhang mit seinen Eltern, wichtigen Vorgängern und offiziellen Ehefrauen vorstellen, um einen  tiefen Einblick in die VR China zu verschaffen, in der die neue siebenköpfige Führung um Xi aufwuchs und aufstieg. Dabei wird auch verdeutlicht, was Deutschland mit Peking und Moskau verbindet.

Der 1947 gewählte Staatspräsident der Republik China Chiang Kai-Shek (1887-1975) stellte fest: „Nazi-Faschismus und Bolschewismus begannen gegen und nach Ende des Ersten Weltkrieges deutlich in Erscheinung zu treten. Wenn man sie vorurteilslos betrachtet, haben sie eines gemeinsam: Diese beiden Ideologien sind totalitär und aggressiv, beide sind daher der Demokratie feindlich.“

( Zitiert nach Thomas Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik – 100 Jahre im Schatten der Weltgeschichte, 2009, S.255) 1949 folgten 2 Millionen Chinesen Chiang Kai-Shek auf die Insel Taiwan. Seitdem gehört China zu den vier Ländern, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Kommunisten geteilt wurde, wie einst Deutschland.

1. Fundament der VR China

Auf  Chinesisch sind die Begriffe für „China“ und „Chinesen“ auf den Aufstand in der letzten Kaiserdynastie Qing (1644-1911) zurückzuführen, die sich nicht gegen die westlichen Kolonialisten wehren konnte. Sie kamen als Ausdruck des Nationalbewusstseins bei der Gründung der Republik China durch die westlich orientierten, aber konfuzianisch verwurzelten Demokraten unter der Führung von Sun Yat-Sen (1866-1925 ) zur Geltung.

Die Qing-Dynastie wurde von Mandschuren mit Gewalt gegründet und herrschte über die Siedlungsgebiete der heterogenen Volksgruppe Han, die durch eine Schriftsprache und Tradition definiert wird, sowie der Mongolen, der Hui, der Tibeter und weiterer etwa 100 Ethnien. Laut dem britischen Ökonom Angus Maddison stellte das Kaiserreich um 1820 mit etwa einem Drittel des globalen Bruttoinlandsprodukts die größte Wirtschaftsmacht der Welt dar. Beim Zusammenbruch der Qing-Dynastie wollten sich Volksgruppen wie z. B. die Tibeter verselbständigen. Gleichzeitig strebte Sun Yat-Sen spätestens seit 1905 die Realisierung seines Ideals “Drei Prinzipien des Volkes” im gesamten Herrschaftsgebiet der Qing-Dynastie an, nämlich Nationale Unabhängigkeit, Demokratie und Volkswohl. 1912 gründete er eine Partei, die sich „Nationale Volkspartei“ (Kuomintang) nannte und gewann die Wahl im Parlament.

1920 kam ein holländischer Kommunist im Auftrag der Kommunistischen Internationale (Komintern) in die damalige Weltmetropole Schanghai, um die KP Chinas zu gründen. Die ersten Kommunisten chinesischer Herkunft wie z. B. Mao Zedong lebten seitdem von Zahlungen aus Moskau. Die Komintern hatte auch diverse Medien bzw. Organisationen finanziert und instrumentalisiert, was die KP Chinas jetzt weltweit betreibt.  Ohne die Unterstützung aus Moskau konnte die KP Chinas nicht existieren. Sogar der sechste Parteitag der KP Chinas fand 1928 heimlich in Moskau statt.

1923 ließ sich Sun Yat-Sen nach 11 Angeboten seines Altersgenossen Lenin (1870-1924) in die rote Falle locken und nahm 432 chinesische Mitglieder der Komintern in seiner Partei auf, in der Hoffnung mit Unterstützung von Moskau sein Ideal realisieren zu können, ohne zu wissen, dass er damit seine Partei rot infizierte. Sein Nachfolger Chiang Kai-Shek erkannte nach einer dreimonatigen Studienreise durch die Sowjetunion im Jahr 1923 die rote Propaganda und begann, sich vom Kommunismus zu distanzieren. Er nahm die Weimarer Republik als Vorbild an und beschäftigte seit 1926 deutsche Berater. Um das Erbe seines Vorggängers durchzusetzen,  führte er weiter Kriege gegen Monarchisten, Separatisten, Kolonialisten und Kommunisten.

Die Kommunisten in Deutschland unterstützten vor Hitlers Machtübernahme ihre Genossen in der Republik China finanziell und intellektuell. Etliche kommunistische Agenten wie z. B. Richard Sorge (1895-1944) und Otto Braun (1900-1974) wurden nach China geschickt. Braun hatte sogar im Auftrag des militärischen Nachrichtendienstes der Sowjetunion die rote Armee in China gegen die republikanischen Truppen unter deutscher Beratung geführt, aber erfolglos.

2. Xis Eltern während der Republikzeit

Xis Vater, Xi Zhongxun (1913-2002) war ein Altersgenosse von Juri Andropow (1914-1984) und kam in der Republikzeit als Bauernsohn in Shaanxi zur Welt. Er wurde als 12-jähriger Junge von den Kommunisten in die Jugendliga und zwei Jahre später in die Partei aufgenommen.

Nachdem 1927 Chiang Kai-Shek notgedrungen einen antikommunistischen Kurs steuerte,  versuchten die Kommunisten die republikanischen Streitkräfte zu unterwandern und zu vereinnahmen. Xi Senior gehörte zu den roten Agenten und war maßgeblich daran beteiligt, in seiner Heimatprovinz Shaanxi mit Raub und Mord eine „Sowjetrepublik“ zu errichten. Während sie den spanischen Missionar aus Yan’an vertrieben, wurde ein amerikanisches Missionarsehepaar in einer anderen Provinz von den Kommunisten geköpft, worauf sie sofort von den republikanischen Truppen zur Rechenschaft gezogen wurden.

Der gemäßigte Kommunist Xi Senior konnte hingegen im November 1934 mit 21 Jahren als Vorsitzender der Sowjetrepublik auftreten und durfte ein siebzehnjähriges Bauernmädchen als Genossin heiraten.

Bis auf diese Sowjetrepublik von 30 Tausend Quadratkilometer im Nordwesten konnte Chiang Kai-Shem 1935 die traditionelle Ordnung in allen anderen von Kommunisten terrorisierten Gebieten wiederherstellen. Auch Mao musste vor der republikanischen Armee fliehen. Nach seiner Ankunft in Yan’an stilisierte er diese Flucht zum angeblich heldenhaften „Langen Marsch“, dessen Ziel der Kampf gegen die japanische Invasion gewesen sei. Edgar Snow (1905-1972) und andere rote Agenten machten aus dem geschlagenen Terroristen einen roten Star, um gleichzeitig Chiang Kai-Shek, der China vom roten Terror befreien wollte, anzuschwärzen. Während die rote Propaganda weiter viele Jugendliche in die KP Chinas und nach Yan’an lockte,  gelang es 1935 auch einem Kommandanten der roten Armee Gong Chu (1901-1995), dem Terror zu entfliehen.  (Gong hatte von 1924 an für die KP Chinas gekämpft und konnte allmählich die rote Propaganda durchschauen und kam zu der Erkenntnis, dass die KP Chinas keine echte revolutionäre Partei sei, die dem Volkswohl diene. Sie sei zu einer Partei verkommen, die auf Befehl der Sowjetrussen China verriet und sei auf dem Weg gewesen, China, das Volk und die Kultur der Menschheit zu zerstören. Nach der kommunistischen Machtergreifung floh Gong nach Hongkong und konnte dort Zeugenberichte über die Brutalität veröffentlichen, mit der Mao und seinesgleichen um die Macht in der Partei und in China kämpften. )

Während Gong an dem republikanischen Verteidigungskrieg gegen die japanische Invasion (1931-1945) teilnahm, beseitigte Mao im Hinterland weiter mit Intrigen und Mord Konkurrenten einschließlich Vertreter aus Moskau. Mit Propaganda und Spionen war es Mao 1936 sogar fast gelungen, Chiang Kai-Shek zu töten. Stalin hinderte Mao daran, um mit Chiang Kai-Shek als Geisel die republikanische Führung zur Einheitsfront gegen das Japanische Kaiserreich zu zwingen, das zuvor mit dem NS-Regime den Antikominternpakt unterzeichnet hatte.

Xi Senior wurde im Oktober 1935 zum ersten Mal im innerparteilichen Machtkampf gefoltert und fast lebendig begraben wie seine älteren Kampfgenossen. Angeblich wurde er von Mao gerettet, der ihm bescheinigte, das Interesse der KP an die erste Stelle in seinem Leben zu setzen. So zählte Xi später zu den 22 „Modellkadern“, die bei der stalinistischen Säuberung in Yan’an (1941-1945) gelobt wurden, während 30 Tausend Menschen verfolgt wurden. Mit Lügen und Terror gewann Mao den innerparteilichen Machtkampf. Während der Säuberung hielt Mao 1942 seine Rede zur Literatur und Kunst, mit der er die Kulturschaffenden zur Unterwerfung unter die Kommunistische Partei aufforderte. Diejenigen, die dazu nicht bereit waren, wurden verfolgt und sogar umgebracht, wenn sie nicht fliehen konnten.

Im April 1944 durfte Xi Senior mit der KP-Erlaubnis die 17-jährige Qi Xin (1926-) zur zweiten Frau nehmen. Diese folgte als 13-jährige Schülerin aus Widerstand gegen die japanische Invasion ihrer 21-jährigen Schwester Qi Yun (1918-1979) von der besetzten Stadt Peking ins Sowjetgebiet. Auch anhand ihrer veröffentlichten Erinnerungen lässt sich bestätigen, dass es der KP Chinas schon damals gelang, mit antijapanischen Parolen an den Patriotismus zu appellieren und die Bevölkerung, insbesondere die Jugendlichen für sich zu vereinnahmen. Dabei befolgte die KP Chinas seit 1929 die Anweisung aus Moskau „Aufrüsten, um die Sowjetunion zu verteidigen“ und trug zum Kriegsausbruch bei. Der Geheimbefehl von Mao im Oktober 1937 lautete: „Der chinesisch-japanische Krieg bietet unserer Partei eine außergewöhnliche Gelegenheit zu Expansion“ (ebenda S.244), nachdem Mao mit allen Mitteln erreichte, dass die Regierung mit der antikommunistischen Gegenwehr aufhörte, um gemeinsam gegen die japanischen Invasoren zu kämpfen. Während des Krieges kooperierte Mao auch insgeheim mit den Invasoren und Kommunisten, um die Republik China zu unterwandern. Dafür liefert auch das Tagebuch von Peter Vladimirov (1905-1953) einen Beweis, der von 1938 bis 1945 für Stalin in Yan’an arbeitete.

Kurz vor der japanischen Kapitulation ließ Mao den siebten Parteitag der KP Chinas in Yan’an zu. Damit ahmte er Stalin nach, um den sogenannten Maoismus neben dem Marxismus-Leninismus zur Leitlinie der KP Chinas zu erklären. Während dessen wurde die rote Modelloper „Das weißhaarige Mädchen“ in einer beschlagnahmten Kirche uraufgeführt, wo mit erfundenen Geschichten den Klassenkampf beschworen und Hass auf  Grundbesitzer gepredigt wird. 1951 wurde sie auch in Ostberlin aufgeführt.

Mit skrupellosen Mitteln, einschliesslich „Klassenfeinde“ als Schutzschilder vor den republikanischen Kanonen zu missbrauchen, gelang es Mao, 1949 auf dem Tiananmen-Platz die Volksrepublik China auszurufen. Danach begann Mao mit einer Hinrichtungswelle, der mindestens 8 Millionen chinesische Eigentümer einschliesslich Würdenträger aller Glaubensrichtungen zum Opfer fielen. Gleichzeitig wurden die noch verbliebenen Ausländer, von Missionaren bis zu Flüchtlingen aus Europa und aus der Sowjetunion, des Landes verwiesen.  Nur Kommunisten wie Anna Wang durften in Rotchina bleiben, um weiter für die Eroberung der ganzen Welt zu kämpfen.

3.  Kommunisten mit menschlichem Antlitz?

Nach der Gründung der VR China gehörte Xi Senior zuerst zu den Machthabern im Nordwesten, wo auch Tibeter und Uiguren lebten. Dann wurde er nach Peking beordert und fungierte ab Januar 1953 als Propagandaminister. Im Juni kam Xi Jinping als sein sechstes Kind, das dritte gemeinsame Kind mit seiner zweiten Frau, zur Welt. Diese arbeitete damals in der Parteihochschule der KP Chinas, die von Yan’an nach Peking umgezogen war. Xi Jinping und sein drei Jahre jüngerer Bruder wurden schon im Alter von zehn Monaten im roten Kinderheim abgegeben.

1959 leitete Xi Senior eine Delegation in die Sowjetunion und traf sich mit Chruschtschow. Später besuchte er auch die DDR, konnte aber nur mit einem Fernglas Westberlin beobachten. All das wurde ihm zur Last gelegt, nachdem er auf dem 10. Plenum des 8. Zentralkomitees der KP Chinas im Herbst 1962 wieder dem ununterbrochenen innerparteilichen Machtkampf zum Opfer fiel. Mao warf ihm vor, „in Form eines Romans die Partei und das Volk zu bekämpfen“. Dabei ging es um ein in Auftrag gegebenes Propagandawerk über die oben genannte Sowjetrepublik. Ihm wurde auch vorgeworfen, die Stadtmauer in Xi’an belassen zu haben, obwohl Mao alle Stadtmauern abreißen ließ.

Xi Senior war zu jener Zeit stellvertretender Premier der VR China. Er wurde nach dem Plenum zuerst verhaftet, dann aus Peking verbannt. Acht Jahre lang wusste seine Familie nicht, wo er war und ob er noch lebte. Seine Frau wurde ebenfalls verfolgt, weil sie sich nicht von ihrem Mann distanzieren wollte. Die Familie wurde aus ihrem zugewiesenen Haus im Machtzentrum herausgeworfen und ihre Ersparnisse wurden eingefroren. Xi Jinping und seine zwei älteren Schwestern wurden zur sogenannten „Umerziehung aufs Land“ geschickt.  Erst nachdem der zweite von Mao designierte Nachfolger Lin Biao (1907-1971) auf der Flucht in die Sowjetunion mit seinem Flugzeug abstürzte, konnte Qi Xin 1972 mit einem Brief an den roten Premier Zhou Enlai (1898-1976) erreichen, mit ihren vier Kindern ihren Mann zu besuchen. Zhou wurde 1921 in Berlin Kommunist und war der Nachahmer von Felix Dserschinski (1877-1926) in China.

Beim Machtkampf nach Maos Tod 1976 gelang es Deng Xiaoping (1904-1997) die Oberhand zu gewinnen. Der 74-jährige fungierte seitdem als Drahtzieher in der KP Chinas. Deng wurde ebenfalls in den 1920er Jahren in Europa Mitglied der Komintern. Mit seiner Unterstützung wurde auf dem 3. Plenum des 11. Zentralkomitees der KP Chinas 1978 notgedrungen beschlossen, den Klassenkampf und die Planwirtschaft zu lockern, die bis dahin mindestens 80 Millionen Todesopfer gefordert hatten. Im Zuge des neuen Kurses wurde auch Xi Senior von Hu Yaobang (1915-1989)  rehabilitiert. Insgesamt hatte Xi Senior eine Verfolgung von 16 Jahren, einschließlich Einzelhaft, erlitten. 10 Prozent von den etwa 60,000 Betroffenen kamen durch die Verfolgung zu Tode. Darunter die älteste Tochter von Xi Senior.

1978 durfte Xi Senior Parteisekretär der Grenzprovinz Guangdong werden, über die seit 1949 Millionen von Menschen nach Hongkong in die Freiheit flohen. 1981 wurde Hu Yaobang Parteisekretär der KP Chinas. Mit seiner Unterstützung konnte Xi die sogenannten Sonderwirtschaftszonen errichten, die keine freiheitliche Marktwirtschaft zulassen und mit dem EU-Recht nicht zu vereinbaren sind. Aber die Hungersnot bzw. die Fluchtwelle konnte beseitigt werden. Nach fast dreißig Jahren durften die Chinesen wieder offiziell Handel betreiben und Mutige unter ihnen können seitdem reich werden, wie einst in Moskau Juri Sakolow (1923-1984) vor seiner Verhaftung bzw. Hinrichtung. Die Neureichen in China werden aber auch wie Sakolow bei Bedarf Sündenböcke für das systemimmanente Verbrechen in kommunistischen Staaten.

Nachdem 1979 die Menschenrechtler der 1950er Generation, die offen Demokratie forderten, von Deng Xiaoping kriminalisiert und mit Gefängnisstrafe verfolgt wurden, fanden Studentenproteste der 1960er Generation unter verschiedenen Vorwänden statt. Dabei wurden auch Parolen laut, die sich gegen die KP-Führung, insbesondere gegen Deng richteten. Xi Senior sprach sich gegen die Verhaftung der Organisatoren aus und plädierte für die gemäßigte Methode analog zu János Kádár (1912-1989)  nach dem Aufstand in Ungarn. 1987 wurde Hu Yaobang von Deng zum Rücktritt gezwungen.

Der Tod von Hu Yaobang im April 1989 löste die landesweiten Demonstrationen gegen die Korruption und für die Freiheit aus. Zu jener Zeit war Xi Senior der erste stellvertretende Vorsitzende des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses und gehörte zum Kreis des amtierenden Parteisekretärs Zhao Ziyang (1919-2005). Zhao war nicht bereit, den Schießbefehl zu unterschreiben und wurde daraufhin bis zum Tod unter Hausarrest gestellt. Xi Senior gab nach dem Massaker sein Amt vorzeitig ab und lebte ab 1990 bis kurz von seinem Tod in der Wirtschaftszone Shenzhen. An die Führungsspitze kam Jiang Zemin (1926-), ein in der Sowjetunion ausgebildeter Technokrat, der das Tiananmen-Massaker aktiv unterstützte.

Durch das welterschütternde Tiananmen-Massaker konnten sich viele Chinesen von der kommunistischen Indoktrination befreien und erkennen, dass die Eselskommunisten à la Georg Orwell, wie Xi Senior, als Schmiermittel vom „Gespenst des Kommunismus“ bedient werden, das hundert Millionen Menschen verschlang und immer noch verschlingt. Egal um wen es sich handelt, sobald er wirklich das Wohl des Volkes erwirken will, wird er gnadenlos verfolgt. Die Öffnungspolitik und die Wirtschaftsreform sind auf die Fluchtwelle zurückzuführen und werden von dem KP-Regime nur zum Machterhalt eingesetzt.

4. Xi Jinpings Werdegang

Xi Jinping ist nicht nur durch seine Eltern, sondern auch durch das Schulwesen von Kindesbeinen an maoistisch indoktriniert worden. In der Schule wird seit den 1950er Jahren nur noch das sinnentleerte und formentstellte Rotchinesisch in der Art des Neusprechs von George Orwell gelehrt, was sich gegen die konfuzianischen Werte richtet. Mittlerweile wird die chinesische Sprache weltweit von Rotchinesisch dominiert, das die Propagandazentren der KP Chinas, wie die sogenannten „Konfuzius-Institute“, verbreiten.

Xi war gerade neun Jahre alt, als sein Vater plötzlich verschwand. Damit verlor die Familie Xi alle Privilegien, die mit der Position des Vaters verbunden waren. Außerdem wurden die Familienangehörigen drangsaliert und von allem ausgeschlossen, was in Rotchina möglich war. Beispielsweise durfte er nicht wie der jetzige KP-Botschafter in Berlin als Neujähriger die Fremdsprachenschule besuchen, in der das KP-Regime die Sprachtalente zu roten Diplomaten bzw. Agenten ausbildet.

Als Mao 1966 die Jugendlichen zur sogenannten „Kulturrevolution“ aufrief, um seinen ersten designierten Nachfolger Liu Shaoqi (1898-1969) zu beseitigen, konnte Xi kein Rotgardist werden, wie andere Kaderkinder. Die Rotgardisten durften Maos Feinde, insbesondere die noch vorhandenen Kulturträger einschließlich ihrer Lehrer, bis zum Tode prügeln. Unter den Opfern befand sich auch ein DDR-Vertreter in Schanghai. Wegen seines Vaters zählte Xi zu den Kindern der sogenannten „schwarzen Banden“ und wurde 1968 sogar als Konterrevolutionär verhaftet. 1969 wurde Xi aufs Land in Shaanxi verbannt, wo Hunger herrschte. Als er wegen der Misere nach Peking zurückkehrte, wurde er erneut verhaftet und misshandelt. Der 15-jährige Xi durfte nicht als Vagabund leben, was Joseph Brodsky (1940-1996) in dem gleichen Alter in der Sowjetunion tun konnte. Weder Xis Mutter noch seine Tante und ihr Mann, die ebenfalls zur KP-Führungsschicht gehörten, waren in der Lage, den Jungen vor dem Staatsterror zu schützen. Sie hatten ihm sogar noch dazu geraten, sich der Zwangsarbeit auf dem Land zu stellen.

So musste Xi bis zum zweiundzwanzigsten Lebensjahr mit den versklavten Bauern gemeinsam schuften, während der genannte KP-Botschafter in Berlin mit 17 in der DDR studieren durfte. Trotzdem hatte Xi acht Anträge gestellt auf  Mitgliedschaft in der Jugendliga, dann zehn Anträge auf Mitgliedschaft in der Partei, um 1974 endlich aufgenommen und dann Parteisekretär der dortigen Brigade zu werden. Ein Jahr später konnte er zur Universität Qinghua in Peking zugelassen werden. 2002, als Xi bereits zum Machthaber auf der Provinzebene aufgestiegen war, veröffentlichte er einen Aufsatz von mehr als 5300 Schriftzeichen unter der Überschrift „Ich bin Sohn der gelben Erde“. Darin steht: „Als ich mit 15 auf der gelben Erde ankam, war ich verwirrt und unschlüssig; als ich mit 22 die gelbe Erde verließ, hatte ich schon ein festes Lebensziel und war voller Selbstsicherheit.“

Nach einem vierjährigen Pro-Forma-Studium des Chemieingieurwesens durfte der 26-jährige Xi als Geheimsekretär für den damaligen Generalsekretär der Zentralen Militärkommission Geng Biao (1909 -2000) arbeiten, dessen Familie mit seiner Familie befreundet war. 1980 folgte er Geng zum ersten Mal in die USA. Drei Jahre lang hatte er im Machtzentrum gearbeitet, bevor er freiwillig Kader auf der Kreisebene wurde. Um diese Zeit wurde seine erste Ehe geschlossen und geschieden. Seine erste Frau war die jüngste Tochter des Botschafters der VR China in England zwischen 1978 und 1983. Der erste Schwiegervater gehörte zu den KP-Gefährten seines Vaters. Als Lokalkader konnte Xi 1985 erneut die USA besuchen.

5. Ein rotes Modellehepaar

Ende 1986 vermittelte eine ungenannte Person der 24-jährigen Peng Liyuan (1962-) den geschiedenen Xi. Als Kind der „schwarzen Banden“ wuchs Peng auf dem Land auf und konnte nach dem Tod von Mao erst zu einer Gesangschule zugelassen werden. Mit 18 Jahren wurde sie als Sängerin in eine Propagandatruppe der roten Armee aufgenommen. Durch Lobgesänge auf die KP beim chinesischen Neujahrsfest, das in Dengs Ära seit 1983 jährlich vom Sprachrohr der KP Chinas, CCTV, veranstaltet und übertragen wird, was als Gehirnwäsche fürs Volk anzusehen ist, wurde Peng landesweit bekannt. 1984 stieg sie in die Zentrale Propagandatruppe in Peking auf und wurde Mitglied der KP Chinas. Seitdem wird über sie vom Hauptsprachrohr der KP Chinas, der „Volkszeitung“ berichtet. Peng sang 1989 nach dem Massaker in Peking auf dem Tiananmen-Platz als eine Art Trostfrau für die Soldaten, die friedliche Demonstranten getötet hatten. Besonders bei den Gründungsfeiern der KP Chinas und der VR China sang sie als Volkslieder getarnte KP-Lobgesänge. Zu ihrem Repertoire gehört die oben erwähnte rote Modelloper „Das weißhaarige Mädchen“. Das KP-Regime schickte sie auch häufig ins Ausland, um sein Image aufzupolieren. Bis zum Jahr 2007 war Peng in Rotchina bekannter als Xi, der in diesem Jahr vom Parteisekretär in Shanghai zum Mitglied des Politbüros aufstieg. Unter den roten Sängern wurde Peng bis zum Jahr 2012 mit den meisten Berichten von der „Volkszeitung“ vermarktet. Ihretwegen fand der erste Staatsbesuch von Xi in Russland und drei weiteren Ländern Erwähnung auch in einer deutschen Frauenzeitschrift.

Als Peng Xi kennenlernte, hatte sie den gleichen Rang im System erreicht, wie Xi, der damals Kader auf Stadtebene war. Im folgenden Jahr haben sie geheiratet und lebten zwanzig Jahre lang an zwei verschiedenen Orten. Selbst als Peng 1992 ihre einzige Tochter zur Welt brachte, war Xi nicht dabei.

Nach intensiven Recherchen habe ich ein typisches Beispiel im Bericht „Peng Yiyuan über ihr glückliches Familienleben“ aus dem Jahr 2007 gefunden und übersetzt: „Jinping ist ein sehr netter Mensch, spielt sich niemandem gegenüber groß auf. Unter seinen Kameraden gibt es manche, die im Ausland Geld verdient haben und reich geworden sind. Er hat die Chance gehabt, ins Ausland zu gehen, aber er hat den schwierigen Weg gewählt, dem Volk zu dienen.“

Als Papagei im roten Gedankenkäfig kann Peng wohl nicht wahrnehmen oder wahrhaben, dass die Festlandschinesen wegen der Freiheit ins Ausland strömen. „Auswanderungswelle – wie kann China Fachkräfte zurückhalten“ lautet ein offizieller Buchtitel in der VR China im Jahr 2013. Darunter der Sopranist Guan Guimin (1946-), der einst mit Peng im Duett sang. Er emigrierte als Fünfzigjähriger in die USA. Laut Guan hatte Peng wie auch er Falun Gong praktiziert, bevor Jiang Zemin Falun Gong zu verfolgen begann. Als dritter Parteisekretär im Schatten von Deng wollte Jiang nach dessen Tod mit der Falun Gong-Verfolgung seine Macht demonstrieren. Die Meditationsbewegung  Falun-Gong, deren Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Duldsamkeit“ lauten, wird sowohl in der KP als auch auf der ganzen Welt unterstützt. Während Dengs Ära durften Chinesen den politischen Machtanspruch der KP nicht in Frage stellen, was Falun Gong nicht tut. So konnte sich Falun Gong als traditionelle Selbstkultivierung in China verbreiten. Jiang traf überall auf Widerstand, selbst im Politbüro, sodass er am 10. Juni 1999 das sogenannte Büro 610, eine Art Gestapo landesweit gründete, um die Verfolgung einschließlich des Organraubs durchzusetzen.

Als ich 2008 wegen des systematischen Organraubs den Boykott gegen die Olympischen Spiele in Peking unterstützte, wies ich auf verschiedene Parallelen mit den Olympischen Spielen 1936 in Berlin hin. Beispielsweise diente der Sohn des Architekten Hitlers Albert Speer Peking schon ab 1995. Die Überschrift „Exklusives Interview mit dem Sohn des Nazi-Großmeisters und dem Architekturstar in China“ auf der chinesischen Webseite der Deutsche Welle war ein Indikator für die Unterwanderung des deutschen Auslandssenders durch die KP-Kräfte. Aber ein Pendant zu Hitler ließ sich damals in Peking nicht finden. Denn dem vierten von Deng bestimmten Parteisekretär Hu Jintao  (1942-) und dem Falun Gong-Verfolger Jiang fehlte es an Hitlers Massenwirksamkeit. Als  Kompromisskandidat der beiden für den Parteivorsitz war Xi damals mit der Austragung der Olympischen Spiele in Peking beschäftigt. Seit der erfolgreichen Austragung gewinnt Xi weiter an Popularität, nicht nur durch seine Antikorruptionskampagne, sondern auch durch die Tatsache, dass die blutschuldige Fraktion um Jiang Zemin der Reihe nach auf die Anklagebank kommt. Außerdem unterscheidet er sich von seinen Vorgängern darin, dass er  Konfuzius zu rühmen weiß. So eröffnete er zum 2565sten Geburtstag des Konfuzius mit einer 45 minütigen Rede ein internationales Symposion in der Großen Halle des Volkes am Tiananmen-Platz.

In meinem Redebeitrag „Über die rote Gefahr für Deutschland“ vom Oktober 2012 habe ich einen Spruch von Xi ins Deutsche übersetzt: „Es gibt Ausländer, die sind satt gegessen, haben aber nichts zu tun. Sie zeigen mit Fingern auf unsere Angelegenheiten. China exportiert erstens keine Revolution, zweitens keinen Hunger und Armut, drittens macht es Euch keine Probleme. Was gibt es da noch zu sagen?“ Das sagte Xi als stellvertretender Präsident in Mexiko, wo 2008 ein sogenanntes „Konfuzius-Institut“ eröffnet wurde, beim Treffen mit den dortigen Rotchinesen. Acht Monate später durfte Xi die Frankfurter Buchmesse eröffnen. Statt Revolution werden Korruption und Verfälschungen aller Art  exportiert. Die internationalen Preise, einschließlich Friedensnobelpreis,  fielen an die vom KP-Regime geistig kastrierten Geisel.

Im November 2014 veröffentlichte Xia Ming, ein exilchinesischer Politikprofessor an der New Yorker City Universität, einen Beitrag mit der Überschrift „Xi Dada, Xi Zedong und Xitler“ , die drei verbreitete Spitznamen für Xi enthält. Xi Dada bedeutet Vater Xi, weist auf seine Popularität hin, Xi Zedong spielt darauf an, dass Xi den Terror von Mao schönredet und den Geist von Yan’an beschwört. Er hat sogar wie Mao auf einer Konferenz zur Kunst und Literatur eine Rede gehalten, um die Kulturschaffenden auf seine Linie zu bringen. Deshalb warnt Xia, der den Faschismus für die Leitlinie von Xis Politik hält, vor Xi, zumal nach dessen Amtsantritt der nationalistische Machtideologe Carl Schmitt in Peking gefragt ist.

Fazit: Die sogenannte Volksrepublik China ist als eine große Beute der Kommunistischen Internationale (Komintern)  zu betrachten. Diese Gewaltherrschaft wird seitdem auf internationaler Ebene von ihresgleichen gedeckt und dann von der freiheitlichen Welt akzeptiert. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion übernahm sie die Stellung ihrer “Wolfsmutter” und wirkt weiter als verlogene, repressive, subversive und korrumpierende Macht auf die Welt ein. Beispielsweise hat sie durch ihre Aufnahme in die Welthandelsorganisation 2001 die freiheitliche Grundordnung ausgehöhlt.

 

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