Die Bedeutung der Olympiade in China und die Rolle der Exilchinesen

rund_l1

Nach der gescheiterten Bewerbung von 1993 setzte sich die VR China im Jahr 2001 mit allen Mitteln gegen Toronto, Paris, Istanbul und Osaka durch. Um das zu erreichen, hat das Regime unzählige Veranstaltungen organisiert, z.B. 200.000 chinesische Schulkinder mussten ein 2008 Meter langes Plakat basteln, das an der Großen Mauer aufgehängt wurde. Deshalb behauptete die Evaluierungs-Kommission des IOC (Internationales Olympisches Komitee) in einem Bericht, „the political system“ in China sei „working for China“ und „The overall presence of strong governmental control and support is healthy…“. Die Kommission hat also nicht aus der Geschichte (1936 Berlin) gelernt.

Die geplanten Kosten betragen offiziell 23 (inoffiziell 353) Milliarden US Dollar, während über 50 Millionen Kinder und Jugendliche keine Schulbildung und etwa 50% der Bevölkerung keine ärztliche Hilfe bekommen, weswegen die VR China Entwicklungshilfe vom Ausland, unter anderem von Deutschland bekommt. Um Peking als Stadt, die fast jährlich 200 Tage mit Smog bedeckt ist, im Grünen erscheinen zu lassen wurden 1200 Milliarden Yuan ausgegeben. In Peking herrscht Wassermangel, deshalb soll das Trinkwasser für die Olympiade aus dem Süden herangebracht werden.

Die Kommunistische Partei Chinas fasst die Vergabe der Olympiade im Jahr 2001, ähnlich wie die Aufnahme in die WTO, als eine Bestätigung ihrer Diktatur auf und propagiert sie im Land als Anerkennung ihrer Politik, insbesondere ihrer Falun-Gong-Verfolgung, die im Jahr 1999 begann. Mit Lügen und Staatsterror erlaubt sich das Regime, wirtschaftlichen Fortschritt von rechtsstaatlichen Reformen zu trennen und eine korrupte Ein-Parteien-Herrschaft aufrechtzuerhalten.

Im April fand in Peking eine spektakuläre Präsentation der Fackellaufroute für die Olympiade 2008 statt.
Es hieß, der Fackellauf werde der längste in der Geschichte der Olympischen Spiele sein und das Olympische Feuer werde auf den Mount Everest gebracht werden. Die farbenfrohe Zeremonie am Millennium Monument endete mit einem riesigen Feuerwerk, was sicherlich die Vertreter des IOC beeindruckt haben musste.

Am Vortag der Präsentation hatten aber amerikanische Tibetliebhaber am  Mount Everest dagegen protestiert. Sie sind genau wie ich der Meinung, dass damit die brutale Besetzung Tibets verschleiert und die kommunistische Diktatur in Tibet anerkannt werde.

Und die Republik China, die von den Kommunisten auf die Insel Taiwan vertrieben wurde, wehrte sich wie immer dagegen, als abtrünnige Provinz von der KPC vereinnahmt zu werden und besteht darauf, dass die Fackel aus einem Drittland nach Taiwan kommt und in ein Drittland weiterreist.

Dazu meinte ein kommunistischer Funktionär, es sei eine „Verletzung der Olympischen Charta und gegen die Prinzipien des IOC, Sport und Politik zu trennen“. Aber alle, die die VR China, oder die Ex-DDR kennen, wissen, dass unter der Regierung einer kommunistischen Partei die Politik überall eindringt, sogar in das Bett der Sportler.

Eine Trennung zwischen Sport und Politik kann nur in einem demokratischen Staat, aber nicht in einem totalitären Staat wie im Dritten Reich oder in der VR China, stattfinden.

Darauf hätte das IOC bei der Vergabe achten sollen. Trotz großer Proteste von allen Seiten und der Entscheidung des Europäischen Palaments gegen die Kandidatur von Peking, wählte das IOC die VR China aus, in welcher Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind,  als Veranstalter für die Olympiade, die Frieden und Freiheit symbolisiert.

Die Olympiadevergabe ist nicht frei von Korruption und die KPC lebt seit dem Pekinger-Massaker von Korruption, Prostitution (6 Millionen Prostituierte) und dem Kapitalismus. Wegen Korruption wurde am 11. Juni 2006 der Vize-Bürgermeister Pekings entlassen, der für die Olympia-Bauten und die Vergabe von Grundstücken zuständig war. Das geschah nur weil er im Machtkampf innerhalb der KPC verloren hatte.

Seit den neunziger Jahren sind rund 1000 Milliarden US Dollar an Auslandsinvestitionen in die VR China geflossen.
Die Liste der in China investierten und investierenden deutschen Unternehmen ist lang, aber bisher habe ich fast nur von Bankrott gehört, das neueste Beispiel ist die deutsche Firma, die das Olympiastadion in Peking baute. Auf jeden Fall kann ein anständiges westliches Unternehmen in der VR China nicht existieren.

Wenn damals das IOC noch angeben konnte, dass das Regime durch die Vergabe dazu bewegt werden könnte, die Menschenrechtslage zu verbessern, dann muß das IOC jetzt zugeben, dass die Menschenrechtslage in China seit der Vergabe nicht besser, sondern noch schlechter geworden ist.

Tibeter, unabhängige Gewerkschafter, Demokraten, Romtreue Katholiken  und die Falun Gong Praktizierenden werden weiter ohne Gerichtsurteil eingesperrt und als Sklaven oder als Organspender gehalten. Jährlich werden weiterhin tausende von Menschen Opfer der Hinrichtungen und die Leichen der Opfer landen teilweise in einer deutschen Leichenmanufaktur in China. Der Organhandel, der auf Organraub an Gefangenen basiert, floriert erst in diesem Jahrhundert. Die Anzahl der Lebertransplantationen in China ist von 1998 bis 2005 um 3000% gestiegen.

Im Jahr 2006 sind 39 ausländische Journalisten verhaftet worden, die nur über Umsiedlungen oder HIV-Aids-Skandale berichtet haben. Danach kann man sich vorstellen, wie das Regime mit einheimischen Journalisten umgeht und was passiert wäre, wenn die ausländischen Journalisten über die Verfolgung von Andersdenkenden berichtet hätten!

Trotz Einschüchterung seitens der kommunistischen Botschaft verabschiedete der Bundestag am 10. Mai in einer Resolution an die Bundesregierung mit Zustimmung von allen Parteien außer der LINKEN die Verurteilung der Laogai (der sogenannten Umerziehung durch Arbeit) in der VR China.

Das Regime tut alles, um von den Olympischen Spielen 2008 zu profitieren. Nach Beendigung der Olympischen Spiele in Athen im Jahr 2004 wurde ein Projekt gestartet, das den Namen „Olympische Spiele und Tourismus“ trägt. Es soll den Sport mit dem Tourismus verbinden und damit das internationale Image und die Einflusskraft der VR China erhöhen. Mit dem Slogan „2008 Beijing, China heißt Sie herzlich willkommen“ und dem entsprechenden Logo wird das Projekt weltweit bekannt gemacht. Ein Werbespot mit dem gleichen Namen wird von vielen internationalen Medien, auch von CNN, gesendet.

Der Fackellauf wird „Harmonische Reise“ genannt, während die vorhergesagten Zwangsräumungen von Wohnhäusern stattfinden. Wegen der Olympiade mussten 1.5 Million Chinesen umziehen und manche wurden obdachlos.

Beachvolleyball soll auf dem Tiananmenplatz gespielt werden, wo Studenten zermalmt wurden. Leichtathletikwettkämpfe sollen in den Sportstadien stattfinden, wo Falun Gong Praktizierende gefangen und geschlagen wurden!

2

Das Massaker vom 4. Juni und die Verfolgung danach haben viele Chinesen wie mich dazu gebracht, die menschenfeindliche Natur der kommunistischen Partei zu erkennen. Als Exil-Chinesen leben wir auf der ganzen Welt und durch Internet mit der Bevölkerung im Land verbunden, trotz 300 tausend kommunistischen Internet-Geheimpolizisten.

Wir versuchen die Menschen an das Massaker zu erinnern, während die KPC das Massaker verleugnet, wie alle Verbrechen, die sie begangen hat seit ihrer Gründung und insbesondere seit dem Beginn ihrer Regierung.

Die KPC, die seit ihrer Machtergreifung ca. 80 Millionen Einwohner umbrachte, hat mit dem Massenmord nicht aufgehört. Nur die Methoden und die Opfer verändern sich. Am Anfang wurden die Reichen hingerichtet, dann mussten 40 Millionen Bauern verhungern, Ende der siebziger begannen Zwangsabtreibungen und -sterilisierungen,  ab 4. Juni 1989 wurden die Demokraten massakriert, zehn Jahre später werden 100 Millionen Chinesen, die an Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Duldsamkeit glauben – die Falun Gong Praktizierenden in Konzentrationslagern gefoltert und umgebracht.

Wir versuchen den Menschen dabei zu helfen, die KPC von dem Land, von der Nation und von der Kultur zu unterscheiden. Die KPC hat die chinesische Kultur aus Konfuzianismus, Buddhismus und Taoismus systematisch zu zerstören versucht, jetzt versucht die KPC, Konfuzianismus zu mißbrauchen, um Nationalismus zu verstärken und gründet weltweit Konfuzius-Institute, um im Namen der chinesischen Kultur die kommunistische Parteikultur zu verbreiten.

Der deutsche Film „Das Leben der Anderen“, der die chinesische Gegenwart widerspiegelt, wird vom Regime verboten, aber der kommunistische Film „Hero“, der die chinesische Geschichte entstellt und von einem männlichen Leni Riefenstahl mit Unterstützung des Regimes produziert wurde, erobert den Weltmarkt. Es gibt keine gelbe (chinesische) Gefahr, sondern eine rote (kommunistische) Gefahr.

Dank wirtschaftlicher Macht mischt sich das Regime efolgreich überall in der Welt ein, insbesonders in Asien und Afrika. Der amerikanische Film „Sieben Jahre in Tibet“ durfte unter dem Druck der kommunistischen Botschaft nicht in Indien gedreht werden. Fotoausstellungen und Veranstaltungen über die authentische Lage in China konnten häufig aus demselben Grund nicht stattfinden. Das neueste Beispiel: Der berühmte Dissident Wei Jingsheng wurde in einem japanischen Flughafen festgehalten, weil er zu einer Rede auf der Gedenkfeier zum 18. Jahrestag des Peking-Massakers in Tokyo eingeladen wurde. Die kommunistischen Spione, die überall auf der Welt aktiv sind, folgen ihm auf Schritt und Tritt.

Selbst in Europa hat das Regime immer mehr zu sagen. Ende 2004 wollte die österreichische Post eine Gedenkbriefmarke zum 70. Geburtstag des Friedensnobelpreisträgers Dalai Lama veröffentlichen. Aber die kommunistische Botschaft konnte die österreichische Post daran hindern, die eigens für den internationalen Sammlermarkt auf Englisch gedruckte und zum ersten Mal mit einer völlig neuen Drucktechnik hergestellte Briefmarke zu veröffentlichen.

Ein kommunistischer Sprecher verriet, mit Airbus-Verträgen 2002 erreicht zu haben, dass Deutschland und Frankreich dem Regime in der Menschenrechtsfrage entgegenkommen. Gerhard Schröder setzte sich sogar für eine Aufhebung des EU-Waffenembargos gegen die VR China ein, welches wegen des Peking-Massakers 1989 eingeführt worden war.

Seit 1995 findet hinter verschlossenen Türen jährlich ein Menschenrechtsdialog zwischen der KPC und der Europäischen Union statt, der leider nach zwölf Jahren zu nichts geführt hat, und nur als Feigenblatt gelten kann. Auch der Menschenrechtsdialog zwischen der VR China und Deutschland taugt nicht mehr.

Der Vizepräsident des EU-Parlaments McMillan-Scott berichtete, dass drei Personen, die er im vergangenen Mai bei einem Besuch in Peking kontaktiert hatte, danach Misshandlungen ausgesetzt waren.
„Ich denke, dass es ein sehr, sehr schwerwiegender Fehler war, jemanden ins Gefängnis zu stecken und ihn zu foltern, weil er sich mit einem Vertreter einer international gewählten Gruppierung, dem Europäischen Parlament, getroffen hat“, sagte McMillan-Scott.

Als „Schande für Europa“ kann man nur die Tatsache bezeichnen, dass Belgien dem Dalai Lama, nur wenige Tage vor Beginn des dreizehnten EU-China-Menschenrechtsdialogs die Einreise verweigerte.

Die Olympiade brachte eine neue Regel für die Berichterstattung ausländischer Medien. Bisher mussten Korrespondenten für alle Interviews eine kommunistische Genehmigung einholen, künftig genügt die Zustimmung des Interviewpartners. Denken Sie aber an den Interviewpartner von dem ARD-China Korrespondenten, der nach seinem Interview halbtot geprügelt wurde.

Die KPC wird wie die Kommunistische Partei der Ex-DDR und die der osteuropäischen Länder nie von sich aus Gewalt und Unterdrückung aufgeben, das ist von ihrer Natur so bestimmt.

Die Menschen und die Regierungen sollten die Illusion aufgeben, dass die KPC sich eines Tages ändern werde. Die Menschenrechtssituation in China kann nur dann gründlich geändert werden, wenn die KPC untergeht.

Deshalb haben wir Exilchinesen Ende 2004 die Chinesen dazu aufgerufen,  die KPC zu verlassen, nachdem „Neun Kommentare zur kommunistischen Partei“, eine intellektuelle Abrechnung mit der KPC in der größten chinesischen Exil-Zeitung Dajiyuan veröffentlicht wurde.

Im April 2005 habe ich in Köln die Millionste Registrierung einer Austrittserklärung im Internet gefeiert. Im November 2006 konnte ich in Sydney die fünfzehnmillionste Registrierung mitfeiern. In San Fransisco und in Auckland habe ich auch an einer Feier teilgenommen. Mittlerweile überschritt die Anzahl der Registrierungen die Dreiundzwanzigmillionen-Marke.

Wegen der Komplizenschaft der VR China im Darfur-Genocide haben sowohl französische Politiker als auch amerikanische Filmstars einen Boykott der Olympiade in Peking gefordert.

Die „Koalition zur Untersuchung der Falun Gong-Verfolgung in China“ (Coalition to Investigate the Persecution of Falun Gong in China, CIPFG) drohte auch mit einem Boykott, wenn das Regime bis zum 8. August ihre Forderung ablehnt. In ihrer Pressemitteilung heißt es: Die Olympischen Spiele und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit dürfen nicht neben einander hergehen.

Die Olympiade wird von der KPC mißbraucht, um das Volk zu manipulieren und ihre Macht zu demonstrieren.
Das Menschenrecht wird sogar im Namen der Olympiade verletzt. Über 50 Schulen für Arbeiterkinder wurden im Namen der Olympiabauten zugemacht.

Anfang Juni meldeten sich einige tausend Bauern mit Unterschriften in der Provinz Heilongjiang, nach 11 Jahren erfolglosen Petitionen im Internet mit den Worten „wir wollen keine Olympiade, sondern Menschenrechte“. Das Gleiche forderten 800 Städter in Shanghai Ende Juni.

Als Exilchinesen schließen wir uns gerne dem Boykott an, zumal im April „Ein Rundschreiben über die strenge Prüfung des Hintergrunds von Teilnehmern der Olympiade“ vom kommunistischen Sicherheitsministerium bekannt wurde, in dem 43 Arten von Menschen weltweit die Teilnahme an der Olympiade untersagt werden soll.

Die unbestechlichen „Reporter ohne Grenzen“ sind auch dabei, Aktionen durchzuführen, um das Regime an sein Versprechen zu erinnern. (www.reporter-ohne-grenzen.de)

Die meisten Chinesen brauchen keine Olympiade, was sie dringend brauchen, sind Menschrechte und Freiheit von der kommunistischen Diktatur.

„Genocide Olympics“, so bezeichnet die amerikanische Schauspielerin Mia Farrow die bevorstehende Olympiade. Das wäre eine Tatsache, wenn die Olympischen Spiele 2008 in Peking stattfinden würden.

Köln, Juli. 2007

China in Modernisierungsfalle von He Qinglian
http://www.perlentaucher.de/buch/26071.html
Eine Rede von Wei Jingsheng
http://www.dieneueepoche.com/articles/2005/11/12/6378.html
David Kilgour in Berlin über Organraub in China
http://www.dieneueepoche.com/articles/2006/07/22/40150.html
Radiobericht über Bauern in der Provinz Heilongjiang auf Chinesisch
http://soundofhope.org/programs/162/64152-1.asp
Die kommunistische schwarze Liste für die Olympischen Spiele
http://www.faluninfo.de/artikel/pressemitteilungen/1180902384.html