Der Flüchtlingsstrom in den freiheitlichen Westen ist mittlerweile in Europa so stark, dass aus ihm eine Flüchtlingskrise geworden ist. Schon 1989, als ich im Sommersemester in Düsseldorf zu studieren begann, lernte ich im Studentenwohnheim Mitbewohner kennen, die aus dem Iran und Afghanistan geflohen waren. Nach dem Tiananmen-Massaker in Peking 1989 wurden viele Demonstranten verhaftet, aber auch unzähligen Chinesen gelang es, vor der Verhaftung in den Westen zu fliehen. Im Laufe der vergangenen 27 Jahren habe ich viele Flüchtlinge aus verschiedenen totalitären Staaten kennengelernt. Dank meiner Erfahrungen mit ihnen bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass der Flüchtlingsstrom auf die Totalitarismen zurückzuführen ist, egal wie die Flucht aussieht und wie die Flüchtlinge empfinden.
Laut der Januar Statistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge mit dem Titel„Aktuelle Zahlen zu Asyl“ gehören Syrien, Irak, Afghanistan, Albanien, Iran, Pakistan, Eritrea und Serbien der Reihe nach zu den genannten zugangsstärksten Herkunftsländern. Diese Länder gehören oder gehörten zu den Verbündeten der VR China, die selbst nicht namentlich genannt wird. Meiner Erfahrungen nach sind unter den Asylsuchenden, die in der Statistik als ungeklärt (5,5% ), Staatenlos (1,2% ) und sonstige (8,8%) gelten, Flüchtlinge aus dem kommunistischen China enthalten. Dabei sind viele Flüchtlinge aus dem Machtgebiet der KP Chinas nicht erfasst.
Der Flüchtlingsstrom aus Ostasien begann vor der Machtergreifung der KP Chinas: Mit Hilfe von Stalin eroberten die internationalen Kommunisten unter der Führung von Mao Zedong zuerst China und Tibet. Von da an agiert das KP-Regime in Peking als Motor für die kommunistische Eroberung weltweit. Ohne die UNO-Intervention wäre auch Südkorea unter die KP-Diktatur geraten. 1971 gelang es dem KP-Regime in Peking, die Republik China, die maßgeblich zur Gründung der UNO beitrug, im UNO-Sicherheitsrat zu ersetzen. Seitdem verkommt die UNO unter dem Einfluss von Peking und Konsorten zum handlungsunfähigen Riesen. Beispielsweise wurde die UNO-Resolution zu Syrien viermal von Peking und Moskau blockiert, bevor die Fluchtwelle aus Syrien den Westen zu schaffen macht.
Flucht vor dem roten Terror
Etwa zwei Millionen Menschen mussten mit der Wahl legitimierten Regierung von Chiang Kai-Shek nach Taiwan fliehen. Zehn Jahre später ergriffen 100 000 Menschen mit dem Dalai Lama 1959 die Flucht nach Indien. Das war der Anfang des Flüchtlingsstroms aus der VR China.
Der bis heute andauernde Flüchtlingsstrom wegen des roten Terrors unter der KP-Diktatur lässt sich anhand von folgenden Daten und Fakten illustrieren.
Zwischen 1950 und 1980 sind zweieinhalb Millionen Menschen aus dem kommunistischen Machtgebiet nach Hongkong geflohen. Dabei kamen viele Flüchtlinge um, vielmehr als an der Berliner Mauer. Die meisten Bewohner in Hongkong sind Flüchtlinge und ihre Nachkommen.
Am 19. Juni 2000 gab es eine Schlagzeile in den deutschen Medien „Dover: Zoll entdeckt 58 Leichen“. Drei Monate lang brauchte die britische Behörde, um die Leichen zu identifizieren. In der August-Ausgabe einer chinesischen Exilzeitschrift wurde wegen dieser Tragödie der Flüchtlingsstrom aus Rotchina thematisiert. Darin heißt es, dass im Jahr 1999 455 rotchinesische Asylsuchende in England registriert wurden. Somit stand die VR China in der Liste der Länder, aus denen Flüchtlinge kommen, hinter Sri Lanka an der zweiten Stelle. Was die furchtbare Entdeckung betrifft, wurde auch ausführlich berichtet: 60 Flüchtlinge aus der Provinz Fujian fuhren bei 32 Grad in einem Tomatentransporter mit niederländischem Kennzeichen nach England. Nur zwei wurden vor dem Erstickungstod gerettet. Eines BBC-Berichtes vom März 2001 zufolge sagte einer der Überlebenden vor Gericht aus, dass er als Katholik vor Verfolgungen geflohen war. 20 000 Pfund seien von ihm für die Einreise ohne Visum nach England verlangt worden. Die Flüchtlinge flogen im April von Peking nach Jugoslawien, dann fuhren sie mit der Bahn nach Ungarn, mit dem Lastwagen nach Österreich und Frankreich, und weiter mit der Bahn nach Holland. Sieben Monate später bezahlte die britische Regierung für den Rückflug der 58 Leichen in ihre Heimat. Das war nur ein Tropfen des Flüchtlingsstroms aus Rotchina nach Europa, der bis auf diesen Fall kaum beachtet wurde.
2002 gab es in Irland 5842 registrierte Festlandschinesen, 2006 war die Zahl auf 11 161 gestiegen, ein Anstieg von 91%. Zwei Drittel davon lebten in Dublin und Umgebung. Ein deutscher Kollege war 2009 in Dublin und sagte mir, dass Chinesisch dort von mehr Menschen gesprochen werde als Irisch.
Zwischen September 2004 und Juni 2005 gab es 7000 Touristen aus der VR China, die in Europa Asyl beantragten oder untertauchten. Dabei musste jeder von ihnen beim Reisebüro einige zehntausend Yuan als Pfand hinterlassen. Die Freiheit war es ihnen wert.
Dabei ist Europa nur ein Ziel der Flüchtlinge aus der VR China.
Im Sommer 2007 wurden vier Schiffe mit insgesamt 599 Überlebenden aus der Provinz Fujian an der Westküste Kanadas entdeckt. Kanada ist ein beliebtes Ziel der Flüchtlinge aus der Provinz Fujian. 30 000 bis zu 50 000 Dollar musste jeder Flüchtling an die Schmugglerbanden bezahlen. Letztere kooperieren mit den örtlichen KP-Funktionären. Denn die Flüchtlinge schicken Devisen nach Hause, was die örtliche Wirtschaft belebt. Sobald die Flüchtlinge im Ausland eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis erwerben, dienen sie aus Liebe zur Heimat häufig dem KP-Regime als Handlanger gegen die KP-Gegner. Die rote Gehirnwäsche wirkt in der Fremde manchmal stark nach.
Zwischen 2005 und 2014 bekamen15 344 Menschen aus der VR China in Kanada Asyl, somit stellte die VR China das zweite Herkunftsland nach Kolumbien dar, aus dem 2037 mehr Asylsuchende anerkannt wurden. Das ist aber nur ein Teil der Festlandschinesen, die Kanada erreichten. Asyl zu beantragen gilt als der letzte Ausweg für die Flüchtlinge aus Rotchina.
Persönliche Erfahrung
1988, als ich in der Botschaft der BRD in Peking ein Visum für mein Studium in Düsseldorf beantragte, wurde von mir verlangt, ein Papier zu unterschreiben, in dem stand, dass ich nach dem Studium heimkehren würde. Damals gab ich meine Unterschrift, ohne zu zögern. Denn ich hatte noch keine Ahnung von dem Unterschied zwischen dem Westen und Rotchina.
Nach dem Tiananmen-Massaker 1989 bekamen über 5 000 Studenten und Wissenschaftler aus der VR China in Deutschland Asyl, die vermutlich wie ich eine Unterschrift für ihre Rückkehr geleistet hatten.
1996, als ich mit meiner Promotion fertig war, hatte ich den ersten Versuch unternommen, mein Versprechen zu halten. Leider musste ich in Peking feststellen, dass ich auf keinen Fall wieder in den Gedankenkäfig des KP-Regimes kriechen konnte. So entschied ich mich gegen die Heimkehr. Dank meiner deutschen Veröffentlichungen erhielt ich eine Aufenthaltserlaubnis für Freischaffende. Wegen des Aufenthaltes gehen viele Chinesen eine Ehe ein. Scheinehen im Westen, die nur auf Bezahlung basieren, kommen auch häufig vor.
Um die VR China zu verlassen, werden viele unerlaubte Wege gegangen. Außer Scheinehen auch gefälschte Zeugnisse und Pässe oder sogar Scheinunternehmen. All diese Kriminalität ist darauf zurückzuführen, dass ein totalitäres Regime den Menschen die Rechte und die Freiheit raubt!
Das Versagen des politischen Westens
In der deutschen Geschichte gab es wegen der Totalitarismen zwei bekannte Fluchtwellen. Sowohl das NS-Regime als auch das SED-Regime vertrieben Menschen. Die Republik China nahm viele Juden auf, bis sie von den Kommunisten ebenso vertrieben wurden. Der politische Westen müsste die Ursache der Flucht erkennen und sich um die Aufhebung der Ursache kümmern.
Leider kooperiert der politische Westen noch mit den Schurkenstaaten, die ihre Bevölkerung unterdrücken, verfolgen und zur Flucht treiben.
2009 mussten der Bayerische und der Münchner Flüchtlingsrat gemeinsam mit Pro Asyl gegen rechtswidrige und Menschenrechte außer Acht lassende Sammelanhörungen für Flüchtlinge aus der VR China protestieren. Mindestens 20 Flüchtlinge, die ihre Papiere vernichtet oder versteckt hatten, um in Deutschland zu bleiben, wurden zu Sammelanhörungen vorgeladen. Eigens dafür eingeflogene Handlanger des KP-Regimes sollten dafür sorgen, dass diesen Flüchtlingen Pässe für die Abschiebung ausgestellt wurden.
Im März 2005 wurde eine vierköpfige junge Familie in die VR China abgeschoben, während noch mehr Falun Gong-Praktizierende wegen ihres Glaubens an „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Duldsamkeit“ vor Verfolgung bzw. der Flucht vor Organraub nach Deutschland fliehen.
Ein Monat nach der Abschiebung wurde der Vater von dem KP-Regime ins Arbeitslager geworfen. Neun Monate später gab das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ bekannt, „Ein abgeschobener Asylbewerber darf wieder nach Deutschland“! Die Ausreise ist bis heute unmöglich.