Vortrag am Gewerkschaftstag des DJV-Landesverbandes NRW in Iserlohn am 19.04.08
1 Einleitung
Rot ist die Farbe der Kommunisten. Wo rote Fahnen geschwenkt werden, kann man davon ausgehen, dass es um kommunistische Veranstaltungen geht, wie diesmal, als die Olympische Fackel durch San Francisco getragen wurde. Wegen der großen Proteste in London und Paris haben die kommunistischen Diplomaten in den USA eine Gegendemonstration von etwa 5000 Auslands-Chinesen organisiert. Diese roten Demonstranten haben Exilchinesen wie Zhou Fengsuo, der nach dem Pekinger Massaker als einer der 21 Studentenführer vom Regime verfolgt wurde, angegriffen. Einer trug sogar eine Kopfverletzung davon.
Der Kampf zwischen der KP Chinas (Rot-Chinesen) und anderen Chinesen findet jetzt heftiger denn je auf der internationalen Ebene statt. Bereits Ende 1949 hat Chiang Kai-Shek gewarnt, wenn die demokratischen Staaten die Bedeutung des antikommunistischen Krieges in China unterschätzen, dann würden sie ihrer eigenen Sicherheit, Freiheit und Selbständigkeit schaden.
Leider wurde der antikommunistische Krieg in China damals nicht unterstützt, während Stalin und die Kommunisten aus der ganzen Welt (Komintern) die KP Chinas unterstützten. Die Republik China konnte nur noch auf der Insel Taiwan existieren und ist auch jetzt die letzte Burg der Chinesen gegen die Kommunisten. Oktober 1971 verlor die Republik China, die im Jahr 1945 mit den USA, England, Frankreich und der Sowjetunion die UNO gegründet hat, sogar ihren Platz im UNO-Sicherheitsrat an Rot-China.
Als ich 1989 durch die deutschen Medien von dem Pekinger Massaker erfuhr, war ich erschüttert, weil ich als in Rot-China geborene und aufgewachsene Chinesin nichts anderes kannte als die rote Propaganda, nach der die KP Chinas die Chinesen von der „dunklen alten Gesellschaft“ befreit hätte… Wie konnte die Mutter, mit der sich die KP Chinas vergleicht, die Kinder in meinem Alter mit Panzern töten? 19 Jahre später, als die Panzer wieder in Lhasa einrollten, um die friedlichen Demonstranten niederzuschlagen, war ich nicht überrascht, sondern froh darüber, dass sich die deutschen Medien wieder kritisch mit der Situation in Rot-China auseinander setzen, zumal die ARD nun schon ihre Umfrage, ob der Olympische Fackellauf nach den Protesten abgebrochen werden sollte oder nicht, nicht durchführen konnte, ohne einer großen Manipulationskampagne aus Rot-China ausgesetzt zu werden. Aber daraus wurde dennoch ein undifferenzierter Schluss von Seiten der ARD gezogen: „Chinesen nutzen nicht nur den olympischen Fackellauf, sondern auch das Internet für die Einflussnahme auf die internationale Meinung.“
Denn es ist die KP Chinas, die alles unternimmt, um ihren Einfluss geltend zu machen, wo gegen sich die Chinesen insbesondere Exilchinesen wehren.
2 Die Arbeitsbedingungen der deutschen Reporter
Ein richtiges Urteil zu fällen ist nicht leicht, noch schwieriger ist es, an die richtigen Informationen zu kommen. Das kommunistische Regime tut aber nichts anderes als die richtigen Informationen zu vertuschen und zu manipulieren. Deshalb möchte ich keine deutschen Journalisten kritisieren, die trotz der schwierigen Arbeitsbedingung in Rot-China viel geleistet haben.
Um die Gastgeberrolle der Olympischen Spiele 2008 zu bekommen hat das Regime versprochen, die Medienfreiheit zu ermöglichen.
Seit Januar 2007 tritt eine neue Regelung für die ausländischen Journalisten in Kraft, nach der die ausländischen Journalisten nicht nur über die Olympischen Spiele, sondern auch über Politik, Technik, Kultur und Wirtschaft in China berichten dürfen. Aber in einer Umfrage der Vereinigung der Auslandskorrespondenten in China vom August 2007 ist zu lesen, 95% der 163 Befragten sind der Meinung, dass die Situation in China nicht dem internationalen Standard entspricht, 67% sind der Meinung, dass sich das Regime nicht an das Versprechen hält, 40% geben an, sie wurden bei der Arbeit seit Januar behindert und eingeschränkt. Sie wurden beobachtet, bedroht, belästigt, unrechtmäßig verhaftet. Sie bzw. ihre Informanten wurden sogar verprügelt. Dabei haben sie noch nicht über die empfindlichen Fälle wie die Falun Gong-Verfolgung berichtet. Falun Gong ist ein buddhistischer Weg, den schätzungsweise 100 Millionen Menschen gehen. Als ich 2002 in Rot-China von der Verfolgung erfuhr, waren es mehr als 300 verifizierte Todesopfer, nun ist die Zahl auf mehr als 3000 gestiegen.
Laut Reporter ohne Grenzen wurden im Jahr 2007 mehr als 180 ausländische Journalisten angegriffen, bedroht oder verhaftet. Nach der Berichterstattung über den Aufstand in Tibet fand sogar eine Kampagne gegen ausländische Reporter statt. Die Vereinigung der Auslandskorrespondenten in China rief bereits ihre Mitglieder auf, mehr als bisher auf ihre Sicherheit zu achten.
3 Der rote Einfluß auf die deutschen Sinologen
Als Chinesin begann ich mit 17 an einer Fremdsprachenhochschule in Rot-China Deutsch zu studieren. Durch die deutsche Sprache und die Deutschlehrer aus Westdeutschland konnte ich mich unbewusst von der kommunistischen Indoktrination distanzieren.
Seit fast zwanzig Jahren lebe ich in Deutschland und kann mich bewusst von der roten Propaganda befreien.
Die deutschen Sinologen aber, die seit der Aufnahme der Diplomatischen Beziehung zwischen Westdeutschland und Rot-China im Jahr 1972 Chinesisch studieren, machen meistens genau das Gegenteil, es sei denn, wenn sie in Taiwan Chinesisch studieren oder die Lehrbücher aus der Republik China benutzen. Die moderne chinesische Sprache in Rot-China ist von der Schreibweise, dem Satzbau und dem geistigen Inhalt her stark von der KP Chinas ideologisiert. Wenn der Sinologe noch eine Funktionärstochter heiratet, die bis heute noch stolz auf ihre Eltern ist, dann kann man davon ausgehen, dass der Sinologe unbewusst als Sprachrohr der KP Chinas in Deutschland fungiert, auch wenn er als China-Experte gilt.
Es ist kein Zufall, dass die zwei mir bekannten deutschen China-Experten, die regimekritisch sind, beide Chinesinnen aus der Republik China geheiratet haben. Gleich und Gleich gesellt sich gern. Helmut Martin, der Professor an der Universität Bochum war, durfte aber nach dem Pekinger Massaker 1989 bis zu seinem Tod nicht mehr Rot-China betreten. Thomas Weyrauch, der Autor von „Gepeinigter Drache-Chinas Menschenrechte im Spätstadium der KP-Herrschaft“ hat, soweit ich weiß, per Internet Andersdenkende in Rot-China interviewen können.
So wundert es mich nicht, wenn mir die rote Propaganda über China und Tibet in Deutschland bzw. in den deutschen Medien begegnet. Einiges, was mir in den deutschen Medien schon immer auffiel, möchte ich anhand dreier Artikel über den neuesten Aufstand in Tibet in der ZEIT zeigen, weil ich damit auf die Infiltration durch die rote Propaganda hinweisen möchte.
Der Grund für meine Wahl ist, dass sich eine Moral bzw. eine Güte in den Artikeln zeigt, die ich als Basis für einen Austausch betrachte. Mich freut es auch, dass der Verfasser durch den Aufstand in Tibet an das Pekinger Massaker erinnert wird, was das Regime gerne verleugnet. Und er ist der Meinung: „Aber wenn die Regierung auf Mönche schießen lässt, dann ist ein Olympiaboykott unausweichlich. „
4 KP Chinas ist nicht gleich China
In den drei Artikeln „Hässliche Spiele“, „Die Fackelstafette als Spießrutenlauf“, „Niemand will Ärger mit China“
wird auch kein Unterschied zwischen KP Chinas und China gemacht. Das ist genau, was sich die KP Chinas wünscht.
Die KP Chinas möchte so gerne China vertreten, dafür hat sie sogar eine Theorie von „drei Vertretungen“ erfunden, wogegen wir Chinesen insbesondere Exilchinesen uns wehren.
Die indoktrinierten Chinesen fühlen sich auch angegriffen wenn die Politik der KP Chinas vom Westen kritisiert wird. Und eine meiner Aufklärungsaufgaben im chinesischen Internet besteht darin, ihnen zu erklären, dass die kommunistische Ideologie, nach der sich jeder Chinese im Land laut der Verfassung richten muss, geistige Abfälle aus dem Westen sind und uns Chinesen, dem Land und der Kultur großen Schaden eingebracht haben.
Alle Chinesen egal welchen Ethnischen Gruppen sie angehören, wenn sie der KP Chinas gehorchen und Parteimitglieder werden, dann werden sie zu Bürgern erster Klasse aufsteigen. Unter Tibetern gibt es also auch genug Menschen, die damals den Dala Lama aus Tibet vertrieben und jetzt im Namen der Tibeter ihn beschimpfen.
Die KP Chinas versucht den Konflikt zwischen ihr und der Bevölkerung in einen Konflikt unter den Ethnischen Gruppen zu verwandeln. Das würde aber der Verfasser erkennen, wenn er wie ich nicht auf die deutschen China-Korrespondenten und Sinologen angewiesen wäre.
Mittlerweile kann ich nicht nur zwischen den Zeilen der roten Propaganda den richtigen Sachverhalt erkennen, sondern auch bei Bedarf die echten China-Experten in allen möglichen Bereichen um Informationen bitten.
5 Ohne KP Chinas erst ein neues China
Es gibt ein rotes Lied, das fast alle Chinesen kennen. Darin wird besungen, ohne KP Chinas kein neues China. Das ist die typische Propaganda auf der einen Seite. Gleichzeitig werden alle Konkurrenten, insbesondere Gegner diffamiert.
Die kommunistische Propaganda versucht immer, aus den friedlichen Demonstranten Terroristen zu machen, um eine Rechtfertigung vom Militärischen Einsatz und Terror zu erzeugen. Die Strategie ist immer die Gleiche. Diesmal in Lhasa wurden wie vor 19 Jahren in Lhasa und Peking Gewalttaten und Brandstiftungen vom Regime inszeniert. Eine solche Inszenierung kann aber von erfahrenen Exilchinesen wie z. B. Chen Pokong, der auch für radio free asia arbeitet, entlarvt werden.
An die kommunistische Propaganda, dass ein Flugzeugattentat rechtzeitig verhindert wurde, die der Verfasser erwähnt, glauben wir Exilchinesen auch nicht. Das ist für uns lediglich ein Zeichen dafür, dass das Regime wieder einen Vorwand erzeugt, um die Uiguren zu unterdrücken.
In der Tat hat auch der Verfasser gemerkt, dass eine Verhaftungswelle in den vergangenen Wochen über das Land gegangen ist. Dennoch wünscht er sich:“Auch wegen der Spiele hat sich China Mäßigung auferlegt.“
Leider haben wir Exilchinesen schon längst festgestellt, dass selbst Olympia in der Hand der KP Chinas zum politischen Verfolgungsvorwand verwendet worden ist.
Die KP Chinas hat versucht, Menschenrecht als Recht auf Essen zu reduzieren, was der Verfasser leider akzeptiert. Es ist auch keine gigantische Leistung von der KP Chinas, wenn die Hungersnot, die der „große Sprung nach vorne“ verursachte, jetzt nicht mehr geschieht, wie der Verfasser meint. Denn ohne die KP Chinas haben sich Chinesen viel besser entwickelt. Schauen Sie Taiwan und Hongkong an. Vergleichen Sie Hongkong vor 1997 und danach!
Der Verfasser vergleicht die KP Chinas mit den chinesischen Kaisern, zu unrecht, denn die chinesischen Kaiser waren religiös. Kein Kaiser, keine Dynastie hat 80 Millionen Menschen in Friedenszeiten umgebracht und die Natur aus Größenwahn zerstört wie die KP Chinas. Auch der schlechteste Kaiser in China, der erste Kaiser, berühmt durch die Tonarmee, wird von Mao und seinen Nachfolgern in den Schatten gestellt.
Der Grund für solche Mißverständnisse liegt meines Erachtens darin, dass die Republik China, die seit 1911 existiert, kaum in Deutschland wahrgenommen wird. Trotz der Kriege gegen die Kommunisten und die japanische Invasion genießt ein Bürger in der Republik China sowohl vor 1949 auf dem Festland als auch danach auf der Insel Taiwan viel mehr Freiheiten als in Rot-China, insbesondere jetzt.
Die blutige Niederschlagung in Tibet hat der Welt noch einmal deutlich gemacht, dass die KP mit dem Massenmord nicht aufgehört hat.
Genau wie in den kommunistischen Medien kommt die Falun Gong Verfolgung, die seit 1999 in Rot-China tagtäglich geschieht und der weltweite chinesische Widerstand gegen die KP Chinas, der dazu führte, dass tagtäglich einige tausend Chinesen zur KP Chinas nein sagen, nicht in den genannten Artikeln vor.
Als in Tibet geborene chinesische Exildichterin mit einem deutschen Pass seit 2004 fühle ich mich verpflichtet, der roten Propaganda entgegen zu wirken und die Wissenslücken in der deutschen Öffentlichkeit zu schließen.
Köln, April 2008