Auch ich bin ein Flüchtling

rund_lAls ich Ende 1988 mit einem Flugzeug der DDR Peking verließ, war ich voller Neugierde auf die BRD und ahnte nicht, daß ich damit dem kommunistischen Käfig entflohen war.

Bis dahin hatte ich 22 Jahre in der VR China gelebt und an nichts gezweifelt, was uns beigebracht worden war, z.B. daran, daß die kommunistische Partei das chinesische Volk von den „drei großen Bergen“ – Imperialismus, Feudalismus und Oligarchiekapitalismus befreit hätte. Wie hätte ich auch daran zweifeln können, da ich mit diesen Ismen gar nichts anfangen konnte? Als Schülerin blieb mir nichts anderes übrig, als die tote Theorie für die Prüfungen auswendig zu lernen, ohne etwas davon verstehen zu können.

Glücklicherweise wurde nach dem Tod von Mao die sogenannte Große Proletarische Kulturrevolution beendet und man durfte wieder lebendige Fremdsprachen lernen. Englisch war mein Lieblingsfach in der Schule und ich hatte auch das Glück, mit 17 Jahren von einer Fremdsprachen- Hochschule aufgenommen zu werden, um Deutsch als Hauptfach zu studieren. Durch die Fremdsprachen lernte ich viele Ausländer kennen, zumal ich nach einem vierjährigen Studium (1983-1987) als Reiseleiterin arbeitete. Ein Auslandsstudium schien mir interessanter zu sein als eine Ehe und ich konnte mit Hilfe eines deutschen Ehepaares einen Studienplatz in Düsseldorf bekommen.

Als ich das Massaker von Peking am 4. Juni 1989 im deutschen Fernsehen erlebte, fing ich an, all das, was ich vorher erlernt hatte, bewußt zu hinterfragen und studierte deswegen  Philosophie, um endlich begreifen zu können, was Marxismus bzw. Kommunismus bedeutet.

1996 konnte ich meine Studien in Deutschland abschließen und flog nach Peking mit der Absicht zurück, an der Universität Peking arbeiten zu können. Dabei konnte ich leider nur  feststellen, daß es für mich inzwischen unmöglich geworden war, gedankenlos oder mundtot  zu leben, wie eine Diktatur von ihrer Bevölkerung verlangte. Wie konnte  ich nur  akzeptieren, daß der Marxismus die Seele der Universität Peking sei? Denn ich hatte bereits in Deutschland die chinesische Lebensphilosophie (Konfuzianismus, Buddhismus und Taoismus) zu schätzen gelernt und hielt Kommunismus für Atheismus und Terrorismus.

Niedergeschlagen kam ich nach Deutschland zurück und durfte dank meiner deutschen Veröffentlichung die Aufenthalterlaubnis verlängern.

Fünf Jahre später – Ende 2001 – versuchte ich es ein zweites Mal, in meine Heimat zurückzukehren; diesmal hatte ich mir eine Universität im Süden ausgesucht, in der Hoffnung, daß das Leben in der Nähe von Hongkong besser und freier auszugestalten sei. Jiangmen-Stadt war auch dafür bekannt, daß es dort eine kleine Insel gab, die von einem großen einzigartigen Baum wie ein Schirm bedeckt wurde. Diese Insel hieß Paradies für Vögel. Als ich jedoch vor dieser Sehenswürdigkeit stand, sah ich nur einen kranken Baum, und statt des Vogelgezwitschers hörte ich nur den Lärm von Motoren.

Zugleich war mir die kommunistische Propaganda in den Medien unerträglich; insbesondere fiel mir die sprachliche Gewalt und Hetze gegen Falun Gong auf. Ich wurde auf Falun Gong neugierig, nachdem mir die Schwiegereltern meiner Schulfreundin erzählt hatten, wie sie durch Falun Gong gesund geworden waren. Ich mußte China verlassen, um mich mit Falun Gong zu beschäftigen.

Seit dem letzten Jahr veröffentliche ich im Internet, um das  chinesische Nazi-Regime, seine Menschenrechtsverletzungen und seine fürchterlichen Umweltzerstörungen anzuprangern.

Ich möchte auch jedem Deutschen erzählen, daß die VR China keineswegs der Supermarkt ist, wie das Regime es so gerne darstellt, sondern eine „Superfalle“ wie Hitlers Drittes Reich.

Wie viele Deutsche, die während der Hitler’schen Diktatur dem Lande entflohen waren, versuchen viele Chinesen nach dem Massaker von 1989  dem Lande zu entfliehen. Zheng Yi, ein bekannter Schriftsteller Chinas, war drei Jahre lang auf der Flucht, bis er 1992 endlich Hongkong erreichte. Andere unbekannte Chinesen, die ich interviewte, litten mehrere Monate lang unter Hunger, Kälte – weibliche sogar unter Vergewaltigung -, bis sie nach Westeuropa kamen, um Asyl beantragen zu können.

Mein Weg nach Deutschland war kein Fluchtweg; dennoch fühle ich mich nun wie ein Flüchtling, zumal ich es mir jetzt nicht mehr zutraue, nach China zurückzukehren. Letztes Jahr sind drei meiner Freunde bei ihrer Heimkehr vom Regime gefangen genommen worden. Huang Jinqiu ist ein bekannter Schriftsteller und er hat – genau wie ich – das Regime mittels Internet kritisiert; Chen Xiaozhu und Yu Hongli sind Falun-Gong-Praktizierende.

September dieses Jahres wurde Huang Jinqiu als ein „Staatsumstürzler“ zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt.

Ich hätte bestimmt einige Jahre länger verdient, denn ich habe auch das folgende Gedicht veröffentlicht:

Falun Gong

Weg der chinesischen Tradition
Seit 1992 wird er sichtbar
7 Jahre später gingen
70 Millionen Menschen diesen Weg
so daß ihn das kommunistische Gespenst
unmöglich verschlingen kann

Das Buch »Zhuan Falun« (www.falundafa.de)
liest sich wie Philosophie oder Mythologie
und beschreibt doch einen Weg
Die Übungen ähneln sportlicher Betätigung
aber sie spenden selbst Kranken Energien
denen keine Medizin mehr helfen kann

Auf dem Weg von Falun Gong
wird man frei von Beschwerden
erlangt sogar
übersinnliche Fähigkeiten
und drei Tugenden –
Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Duldsamkeit

All dies ist für jeden zugänglich
Man muß nur offen sein