Brief über Herta Müller und Ai Weiwei

Köln, den 1. Juni 2011

ich bin gutgläubig und neige dazu, mein Gegenüber zu überschätzen, aber ich gehe sofort auf Distanz, wenn ich merke, dass der allgemeine Anstand missachtet wird. Deswegen kann ich nach meinem Studium nicht mehr in die Heimat zurückkehren, obwohl ich es zweimal versucht habe.

Die chinesische Kritik an Liu Xiaobo, über die ich aus Wahrheitsliebe auf Deutsch berichtet habe, ist auf seine eigenen Taten, Worte und die Insider-Informationen zurückzuführen. „Verleumdungen“ sind Lügen; „Denunziation“ richtet sich an die Machthaber; „hemmungsloser Rufmord“ ist die Methode, die ein Regime benutzt, um seine Gegner zu erledigen. Mit diesen Schlagworten hat Herta Müller die Kritiker von Liu Xiaobo beschimpft. Dabei habe ich mich an sie gewandt, nur weil sie auf der Frankfurter Buchmesse extra uns traf, um ihre Unterstützung zu demonstrieren. Kann sie Liu Xiaobo besser beurteilen als die Exilchinesen wie ich, die seit 1989 den chinesischen Widerstand gegen die KP-Diktatur unterstützen? Ihre Beschimpfung auf „Exilchinesen“ gibt mehr Auskunft über ihre Eigenschaft, als die beschimpften Exilchinesen, zumal ich persönlich als Übermittlerin zu ihrer öffentlichen Verunglimpfung beigetragen habe. „Brief über Herta Müller und Ai Weiwei“ weiterlesen

Brief über Ai Weiwei und andere Künstler

Köln, den 9. Mai 2011

Nach der Verschleppung von Ai Weiwei habe ich einmal mit Lüpertz telefoniert. Es wäre schön, wenn die Rotdeutschen wirklich wegen Ai Weiwei lauthals das Regime kritisieren würden, wie er sagte. Ein mir bekannter Rotdeutscher hat jedenfalls Ai Weiwei geschickt beschimpft. Der emeritierte Sinologie-Professor hat in einem Zeit-Interview gesagt, „Ich war gerade in China und viele Journalisten würden sich wundern, was sie dort von der chinesischen Intelligenz hören würden: Dass Ai ein Lump sei“. Dieser einstige Maoist gehört als einziger Deutscher und Sinologe zu den zehn ausländischen „Chinaexperten“, die der Sender „International Channel Shanghai“ unter der KP-Führung zum 60sten Gründungstag der Volksrepublik China mit einer Sendung propagiert hat.
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Ein Offener Brief an den Dalai Lama

Köln, den 28. April 2008

Sehr geehrter Dalai Lama,

wir sind gebürtige Han-Chinesen, die zerstreut auf der Welt leben.

Unser Alter, Lebenslauf, Glauben und Metier sind unterschiedlich, aber wir alle haben selbst erfahren, dass die Kommunistische Partei das chinesische Volk, einschließlich des tibetischen Volks, der Menschenrechte und Freiheit beraubt hat, nachdem sie mit Propaganda und Gewalt die Republik China gestürzt hat. Wir alle sind gegen das Terror-Regime und an der Entwicklung in China einschließlich Tibet interessiert, auch wenn wir alle wie Sie unsere Heimat verlassen haben und zum großen Teil wie Sie nicht nach China zurückkehren dürfen.
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Ein Offener Brief

Ich weiß nicht, wie viele Exilchinesen in Deutschland leben. Als ich 1988 zum Studium nach Deutschland kam, wußte ich nicht, daß ich jetzt ebenfalls eine Exilchinesin werden würde, weil ich durch das Pekinger Massaker von 1989 gegen das Regime eingestellt bin und daher nicht mehr als Schriftstellerin in China arbeiten kann.

Ich weiß aber, daß es in Indien 80,000 Exiltibeter gibt und sich die Menschenrechtslage in China nach dem genannten Massaker weiter verschlechtert hat, während dort auf Kosten der armen Chinesen und mit Hilfe des reichen Westens ein „Wirtschaftswunder“ geschaffen wurde. Gerhard Schröder wollte sogar das Waffenembargo, welches nach dem Massaker erhoben wurde, rückgängig machen, weil er wohl die deutsche Industrie an diesem Wunder teilhaben lassen wollte. Er vergaß dabei aber, daß er sich um die Freundschaft mit einem Regime bemühte, das insgesamt schon etwa 80 Mio Chinesen und Tibeter umgebracht hat. „Ein Offener Brief“ weiterlesen

Brief an den Papst

Köln, den 11. März 2006

Eure Heiligkeit Papst Benedikt XVI.,

ich bin eine chinesische Exil-Dichterin. Der Vorsitzende von der Föderation für ein demokratisches China (FDC), Herr Fei Liangyong hat mich gebeten, Sie persönlich über unsere Berliner-Konferenz im Mai zu informieren, weil wir auf Ihre geistige Unterstützung beim Widerstand gegen das kommunistische Regime hoffen.

Das Tiananmen-Massaker im Jahre 1989 hat nicht nur unzählige chinesische Intellektuelle und Studenten ins Exil gezwungen, sondern auch zur Gründung der FDC geführt. Herr Fei und ich studierten damals beide in Deutschland. Nach 17 Jahren haben wir einen deutschen Paß, der uns vor dem Regime schützt. Um so mehr engagieren wir uns für die Menschenrechte und die Glaubensfreiheit in Rotchina. „Brief an den Papst“ weiterlesen