Der moderne Turm von Babel

rund_rBevor mich der Karneval wieder aus der Nähe vom Kölner Dom vertrieb, brachte mir die Zeitschrift „Kunst und Kultur“ eine Nachricht aus Düsseldorf, die diese Vertreibung wettmachte, denn der Geist von Heinrich Heine winkt mir wieder zu.
Mit leichtem Gepäck, aber schweren Gedanken nahm ich fluchtartig einen Zug den Rhein entlang, der ruhig fließt wie in Heines  „Lorelei“. Das deutsche Lied sang ich in China als Studentin voller Sehnsucht, während ich in der Schule „Die schlesischen Weber“ auf Chinesisch auswendig lernen musste. Dann promovierte ich mit einer Dissertation über das Frauenbild von Heine und fünf weiteren Dichtern an der deutschen Universität seines Namens. In Heines Geburtshaus hatte ich meine erste Dichterlesung. In Heines Elternhaus in Lüneburg brachte ich mein „Buch der Rätsel“ zu Papier. Nun habe ich gerade einen Zugang zu Religionen gefunden, schon ruft sein Geist mich zu einem schriftlichen Zeugnis auf. „Der moderne Turm von Babel“ weiterlesen

Über Lu Xun und die drei Heiligen

rund_l– Rede bei der Lesung am 11.03.04 im Museum für Ostasiatische Kunst

Jeder Schüler in der VR China muß sich mit Lu Xuns Schriften beschäftigen. Ich habe sie teilweise auswendig lernen müssen, aber ich verstand sie nicht. Mit seinen berühmten Figuren, dem Geisteskranken oder den Gaunern konnte ich nichts anfangen. Mich interessierten die wunderbaren Taoisten und Buddhisten aus den chinesischen Klassikern wie „Der Traum der roten Kammer“ oder „Die Reise in den Westen“.

Das Pekinger Massaker hat in mir einen Gegner der kommunistischen Machthaber hervorgerufen. Gleichzeitig begann ich auch, mich mit der chinesischen Kultur auseinanderzusetzen, die Lu Xun als menschenfressend abtut. Mit seinen antikonfuzianistischen und atheistischen Schriften hat Lu Xun einen großen Beitrag dazu geleistet, daß die Kommunisten unter der Führung von Mao die Macht in China ergriffen, weswegen er von Mao zum Heiligen des modernen Chinas ernannt wurde. „Über Lu Xun und die drei Heiligen“ weiterlesen

Rede auf der Kundgebung am Allerheiligen 2003 vor dem Kölner Dom

rund_rEs freut mich, daß wir uns für ein gemeinsames Ziel am Kölner Dom zusammengefunden haben.
Am 1. Oktober 1949 rief der Mao auf dem Platz des himmlischen Friedens aus, daß das chinesische Volk aufgestanden sei. Zu diesem Zeitpunkt aber konnten diejenigen Chinesen, die im Bürgerkrieg umgebracht wurden, bereits nicht mehr aufstehen. Nach der Machtergreifung der Kommunisten wurden und werden unzählige Menschen niedergeschlagen. Nicht nur Tibeter, Mogolen usw. werden Opfer dieser Diktatur. Auch chinesische Arbeiter und Bauern, die den Kommunisten zur Macht verholfen haben, sind Opfer. Allein bei der großen Hungersnot, die der sogenannte „große Sprung nach vorne“ verursachte, sind mindestens 30 Millionen Bauern verhungert. Der erste Kaiser in China wurde dafür geächtet, daß er einmal etwa 500 konfuzianische Gegner umbrachte. Aber diejenigen Intellektuellen, die in der sogenannten Kulturrevolution umkamen, sind vielfach mehr, genaue Zahlen kann man noch nicht ermitteln, weil die Kommunisten es nicht zulassen.
Aber die Kommunisten konnten nicht verhindern, dass am 4. Juni 1989 die Weltöffentlichkeit erfuhr, wie die kommunistischen Panzer das chinesische Volk niederwälzten. „Rede auf der Kundgebung am Allerheiligen 2003 vor dem Kölner Dom“ weiterlesen